Ein Brief erhitzt in Österreich die Gemüter
Durch eine Indiskretion wurde bekannt, welche vier Forderungen an die EU die Finanzministerin bei der Lockerung des Bankgeheimnisses stellt. Der Kanzler will den Brief jedoch nicht unterschreiben.

Knapp eine Woche vor Beginn der informellen Gespräche über eine Lockerung des Bankgeheimnisses zwischen Österreich und der EU sorgt das Thema für Streit in der Regierung Österreichs.
Finanzministerin Maria Fekter nennt in einem vorzeitig publik gewordenen Schreiben an EU-Steuerkommissar Algiras Semeta vier Bedingungen für den automatischen Informationsaustausch. Kanzler Faymann will den Brief aber nicht unterschreiben.
Der Nachrichtenagentur APA liegt seit dem gestern ein Briefentwurf vor, in dem Österreich Bereitschaft signalisiert, sich dem automatischen Informationsaustausch bei grenzüberschreitenden Einlagen zu fügen, allerdings nicht gratis.
Unter anderem will Österreich ein «Trust-Register» in das Verhandlungsmandat hinein verhandeln und zudem Garantien, dass die Quellensteuereinnahmen aus den Abgeltungsabkommen mit der Schweiz und Liechtenstein nicht versiegen.
ÖVP wiegelt ab
Günter Stummvoll, Sprecher bei der konservativen ÖVP, bestätigte heute einen schriftlichen Vorschlag von Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) bezüglich Bankgeheimnis und Zinsbesteuerung. «Die Europäische Kommission und die Ratspräsidentschaft haben uns um eine Präzisierung unserer Position gebeten.»
Fekter habe «zur Erfüllung dieses Wunsches einen Vorschlag ausgearbeitet und diesen dem Kanzler übermittelt. «Das ist ein normaler Vorgang», befand Stummvoll und schloss gleichzeitig aus, dass dieser Vorschlag von der ÖVP aus an die Öffentlichkeit gelangt sei.
Kanzler Werner Faymann hatte die Indiskretion mit Empörung quittiert. Er habe das Schreiben nie gesehen, sagte er und kündigt an, den als Anregung erhaltenen Brief nicht unterschreiben zu wollen.
Vizekanzler glättet Wogen
Faymann kritisierte den Inhalt des Schreibens und Fekters Vorgehensweise scharf und warf der Ministerin schlechten Stil vor: «Wir werden hier eine Lachnummer.»
Vizekanzler und Aussenminister Michael Spindelegger versuchte heute, im Koalitionsstreit zu vermitteln und die Wogen zu glätten. «Entscheidend ist doch, das wir einen Standpunkt haben», sagte er vor Journalisten. Er habe mit Faymann darüber gesprochen und sei überzeugt, dass bald eine gemeinsame Lösung präsentiert werden könne.
SDA/rbi
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