
Anscheinend waren sogar die Pessimisten zu optimistisch: Als die von Ankara und Moskau vermittelte Waffenruhe für Syrien in der Nacht zum 30. Dezember in Kraft trat, sprachen sie davon, dass Russlands Präsident Wladimir Putin nur ein wenig Neujahrs- und Weihnachtsruhe für seine Soldaten erreichen wollte. Der Friede war von Anfang an brüchig, am Dienstag drohte er nun ganz zu zerbrechen – bevor das russisch-orthodoxe Weihnachtsfest überhaupt begonnen hat.
Die Optimisten tarnten ihre Hoffnung auf Frieden Ende Dezember unterdessen als Realismus: Die Einzigen, die erreichen könnten, dass die Waffen diesmal wirklich schweigen würden, seien die starken Männer Erdogan und Putin. Die Rebellen auf der einen, Syriens Diktator Bashar al-Assad auf der anderen Seite seien dermassen abhängig von ihnen, dass sie keine Störaktion wagen würden.
Die Realisten müssen nun notieren: Putin reichte es doch nicht, seinen Verbündeten Assad in eine gute Position zu bomben und ihm anschliessend bei den geplanten Verhandlungen in Astana die Gelegenheit zu geben, aus ihr Kapital zu schlagen. Putin könnte vielleicht für Ruhe sorgen, will es aber anscheinend nicht: Seine Luftwaffe fliegt wieder Angriffe auf jene Rebellen im Norden Syriens, die es eben noch als «gemässigt» anerkannt hatte. Damit bricht Russland, das die Waffenruhe vermittelt hat und ihre Einhaltung garantieren sollte, die Vereinbarung selbst und aus freien Stücken.
Der Schutzpatron der Rebellen hingegen, im Moment in seinem eigenen Land laufend mit Tod und Terror konfrontiert, scheint den Frieden nicht garantieren zu können, selbst wenn er wollte: Erdogans Macht scheint nicht bis ins Barada-Tal westlich von Damaskus zu reichen. Denn sollten die Rebellen dort wirklich die Wasserversorgung von Millionen Menschen in Damaskus manipuliert haben, dürfen sie sich über die Antwort des Regimes nicht wundern.
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Ein Duo mit begrenzter Macht
Die Präsidenten Russlands und der Türkei schaffen es nicht, in Syrien eine Waffenruhe zu etablieren.