Aussergewöhnlicher HockeyprofiEin Eishockeygoalie in Spanien. In Spanien!
Beat Trudel gehörte zur Schweizer Junioren-Nationalmannschaft – nun spielt er in Katalonien. Er bekam einen Vertrag, obwohl ihn der Club nie spielen sehen hatte.

Beat Trudel stieg ins Auto und fuhr los. Elf Stunden lang, durch ganz Frankreich, bis ins spanische Puigcerdà. Als er in der Kleinstadt nahe der andorranischen Grenze ankam und den ersten grösseren Kreisel sah, staunte er nicht schlecht: In der Mitte war eine Skulptur zu sehen, die einen Eishockeyspieler abbildet. Einen Eishockeyspieler. In Spanien!
Puigcerdà, das soll sie sein, die neue Heimat von Trudel. Auf 1200 Metern über Meer sind die Katalanen nicht nur fussballverrückt, in den Bars hängen an den Wänden auch Stöcke und Schlittschuhe – Trudel wurde gar schon von Passanten angesprochen.
21 ist er erst, ein einstiges Ostschweizer Goalietalent, für Rapperswil und die Ticino Rockets hat er 14 Partien in der Swiss League absolviert. Zuletzt spielte er eine Liga tiefer für Martigny. Nun ist er als einziger Schweizer in der Superliga engagiert. Aber weshalb um Himmels willen wechselte er nach Spanien? Zum Exoten, der in der Weltrangliste als Nummer 31 gerade vor China, aber hinter Holland und Litauen liegt?
Einst neben Hischier und Kurashev
Trudel hätte in Martigny bleiben können. Aber er sehnte sich nach einem Abenteuer. Ein in der Schweiz lebender spanischer Kollege vermittelte den Kontakt nach Puigcerdà, der Goalie kriegte einen Vertrag, obwohl ihn die Clubverantwortlichen nie spielen sehen hatten. So weit, so unkompliziert. Schwieriger ist es in der Wohngemeinschaft, die Teamkollegen sprechen schlecht Englisch, Trudel versteht kaum ein Wort Spanisch. Hände und Füsse braucht er nicht nur zwischen den Pfosten.
Noch 2017 sass Trudel mit anderen Kalibern in der Garderobe. Mit dem U-18-Nationalteam spielte er an der Weltmeisterschaft, mit dabei waren Nico Hischier und Philipp Kurashev, die nun in der NHL gutes Geld verdienen. Trudel seinerseits ist ebenfalls Profi, der Lohn jedoch ist tief, es reicht in Spanien gerade zum Leben. Den Saisonstart wird er wegen Adduktorenproblemen verpassen, es droht eine längere Pause. Danach will er von sich reden machen in der Meisterschaft, die vom Niveau her vergleichbar ist mit der hiesigen 1. Liga.
Ach ja: Puigcerdà und Schweizer Eishockey, da war mal etwas. Im Europapokal der Landesmeister traf der Club 1989 auf den SCB. Die Berner siegten 18:2.
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