Ein Leben für die Atomkraft
Für die Kernenergie zu kämpfen, grenzt heute an ein Tabu. Die Physikerin Irene Aegerter bricht es. Bei ihr laufen die Fäden der Atomlobby zusammen.

«Ich bin eine Grüne», sagt sie und lacht. Ein klares, helles Lachen, passend zu einem wachen Geist. Irene Aegerter, promovierte Physikerin, unbequeme Energiespezialistin und Atomkraftbefürworterin der ersten Stunde, legt Wert auf diese Feststellung. Denn der vermeintliche Widerspruch ist für sie das stärkste Argument für die Kernenergie: «Wem der Klimaschutz am Herzen liegt, der darf die Atomausstiegsinitiative nicht annehmen», sagt sie. Dass mit einem raschen Ausstieg vermehrt Strom aus Kohlekraftwerken importiert werden müsste, sieht sie als ökologischen Sündenfall. Und dass das die Befürworter nicht störe, sei eine Wiederholung der Geschichte, erinnert sich die 76-Jährige. «In den 80er-Jahren wollten ausgerechnet Grüne anstelle des AKW Kaiseraugst ein Kohlekraftwerk in Pratteln bauen – ein Irrsinn!»