Ein Lehrer im Shitstorm
Ein Schwimmlehrer hat einen Achtjährigen missbraucht. Oder war alles ganz anders? Dieser Frage geht «Liquid Truth» nach.

Beim Wettschwimmen hat der achtjährige Alex die Silbermedaille gewonnen. Sein Vater ist aber nicht etwa stolz, sondern findet, sein Sohn habe verloren. Danach weigert sich Alex, in den Schwimmunterricht zu gehen. Als Grund gibt seine Mutter, bei der Alex lebt, an, ihr Sohn sei vom Schwimmlehrer Rubens auf den Mund geküsst worden.
Wutschnaubend begibt Alex' Vater sich zur Leiterin des Schwimmclubs, die nicht bereit ist, Rubens einfach aufgrund dieser Anschuldigung zu entlassen: Sie weiss, wie beliebt der Mann bei den Schülerinnen und Schülern ist, und will der Sache erst mal auf den Grund gehen.
Anschwärzung über die sozialen Medien
So lange aber mag Alex' Mutter, eine Frau mit erschreckend hohem Tablettenkonsum, nicht warten: Über soziale Medien schwärzt sie Rubens bei den Eltern anderer Schwimmschülerinnen und -schüler an. Noch bevor die Polizei den Fall untersuchen kann, wird Rubens Opfer eines Shitstorms.
Die Thematik erinnert an Thomas Vinterbergs Film «Jagten» (2012), worin ein Kindergärtner von einem kleinen Mädchen des Missbrauchs beschuldigt wird. Stellt dort Mads Mikkelsen den angeblichen Kinderschänder dar, ist es in «Liquid Truth» der ebenso schöne brasilianische Star Daniel de Oliveira.
In ihrem zweiten Spielfilm rückt die brasilianische Regisseurin Carolina Jabor ihren Figuren mal extrem nah, dann wieder sehen wir nur die Aufnahmen von Überwachungskameras aus dem Schwimmbad und fragen uns: Warum hat Rubens den weinenden Alex ausgerechnet in den einzigen Raum mitgenommen, in dem es keine Überwachungskameras gibt? Immer wieder zwingt uns Jabor, unsere Meinungen zu revidieren. Und das ist gerade heute eine Menge wert.
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