ZoomEin magisches Spiel mit der Zeit
Die Fotografin Simone Kappeler entlockt Billigkameras malerische Bilder, irritiert die Netzhaut mit ungewohnten Farben und setzt auch mal auf uralte Techniken.

Wenn Simone Kappeler auf den Auslöser drückt, dann wird es für einen Sekundenbruchteil dunkel – der Verschluss der Kamera schliesst sich, und das Bild wird sozusagen im Verborgenen aufgezeichnet. Und dort, im Verborgenen, bleibt es eine Weile, denn die 1952 geborene Fotografin arbeitet ausschliesslich analog.
Dass für Simone Kappeler der Prozess des Sichtbarwerdens ein entscheidender Teil der Arbeit ist, sieht man ihren Bildern an. Aus dem Dunkel und der Unschärfe tauchen die Umrisse erst allmählich auf, so, als blicke man auf das Geschehen in einer Dunkelkammer. Mancherorts scheint das Sujet erst beim Ansehen zu entstehen – es ist ein beinahe magisches Spiel mit der Zeit, das Kappeler treibt. «Falling Out of Time» heisst folgerichtig ihre aktuelle Ausstellung in der Bildhalle Zürich, die Werke aus verschiedenen Schaffensphasen zeigt.



Immer wieder irritieren auch ungewohnte Farben die Netzhaut. Kappeler arbeitet häufig mit sogenannten Falschfarben- oder Infrarotfilmen, die bestimmte Farben in Rot- oder Violetttöne verwandeln.




Die Thurgauerin setzt beim Fotografieren jedoch nicht nur auf erlesene Techniken. 1981, kurz nach ihrer Fotoausbildung an der Zürcher Schule für Gestaltung, unternahm sie einen Roadtrip von New York nach Los Angeles. Unterwegs verwendete Kappeler Polaroid- und Billigkameras – und nutzte die Unwägbarkeiten der Geräte ganz bewusst. Die Bilder aus dieser Serie haben etwas Verwischtes, Träumerisches.

Eine Technik aus den Anfängen der Fotografie ist der Eisenblaudruck oder Cyanotypie, eine Art Fotografieren ohne Kamera. Simone Kappeler lässt dabei die Schatten von Gräsern und Blumen auf ein lichtempfindliches Papier fallen. Die belichteten Stellen färben sich in der Folge blau, die Umrisse der Pflanzen bleiben weiss. Es ist ein äusserst filigranes, delikates Arbeiten – ein Windhauch, und alles ist verschwommen.

Ausstellung in der Bildhalle Zürich, bis 3. Juli. www.bildhalle.ch
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