«Ein Mitarbeiter der Botschaft warf das Paket aus dem Fenster»
Im Innenhof der Schweizerischen Botschaft in Athen ist ein kleiner Sprengsatz explodiert. Das explosive Paket soll zuvor ein Botschaftsmitarbeiter in den Händen gehalten haben.
Im Innenhof der Schweizer Botschaft in Athen ist am Dienstag nach Angaben der griechischen Polizei ein kleiner Sprengsatz explodiert. Es habe einen «ohrenbetäubenden Knall» gegeben, sagt Polizeisprecher Athanassios Kokalakis gegenüber den Medien.
«Laut unseren Informationen wurde heute ein Paket mit einem kleinen Sprengsatz in die Schweizer Botschaft geliefert», sagt Ioannis Michaletos zu Redaktion Tamedia. Michaletos ist Experte für Sicherheitsfragen und Terrorismus in Südosteuropa beim International Analyst Network. «Ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin der Botschaft fand das Paket verdächtig und warf es aus dem Fenster. Im Innenhof gab es dann eine kleine Explosion.»
«Stichflamme» oder Explosion?
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) schreibt lediglich von einer «Stichflamme». Verletzt wurde niemand. Die Angestellten der Botschaft hätten ein verdächtiges Paket erhalten, heisst es in einer Stellungnahme des EDA: «Das Paket wurde geprüft. Beim Entfernen der äusseren Verpackung entzündete sich der Inhalt in einer Stichflamme. Eine eigentliche Explosion fand nicht statt.»
Das griechische Radio sowie die Nachrichtenagenturen AFP und Reuters berichteten demgegenüber, ein Unbekannter habe einen Gegenstand in den Garten vor der Schweizer Botschaft geworfen, der anschliessend explodiert sei.
Erneute Serie von Paketbomben
Offenbar handelt es sich um eine neue Serie von Paketbomben an ausländische Botschaften. «Heute wurden Pakete mit Sprengsätzen in den Botschaften der Schweiz, Russlands, Chiles, Bulgariens und Deutschlands entdeckt», sagt Ioannis Michaletos. Auch in der russischen Botschaft sei es zu einer kleineren Explosion gekommen.
Ein an die deutsche Botschaft adressiertes Paket bei einer Kurierfirma wurde kontrolliert zerstört, wie die Polizei mitteilte. Die Sendung sei bei der Botschaft eingegangen, wegen eines fehlenden Absenders aber zurückgegeben worden.
Mehrere Bomben entdeckt
Am Montag waren in Athen mehrere Paketbomben entdeckt worden, die an die Botschaften Mexikos, der Niederlande sowie an den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy gerichtet waren. Dabei ist eine Frau verletzt worden.
Die Polizei nahm anschliessend zwei Männer im Alter von 22 und 24 Jahren fest. Sie trugen laut Polizei Handfeuerwaffen und zwei Briefbomben bei sich. Die Polizei verdächtigte einen der festgenommen Männer, einer anarchistischen Gruppierung anzugehören, der Dutzende Brand- und Bombenanschläge zur Last gelegt werden.
Die jungen Anarchisten der «Revolutionären Nuclei»
«Die Verhafteten gehörten zu einem Netzwerk junger Anarchisten, das sich «Revolutionäre Nuclei» – revolutionäre Kerne – nennt», sagt Michaletos. Die Mitglieder der Gruppierung seien zwischen 20 und 25 Jahren alt und hätten in den letzten drei Jahren kleinere Sprengsätze in Banken und öffentlichen Gebäuden deponiert.
«Sprengstoffpakete sind unüblich in Griechenland», so Michaletos. Er vermutet, dass die Anarchisten ihr Wissen über Sprengstoff importiert hätten, «wahrscheinlich von einer der Gruppen, die dafür bekannt sind, der baskischen ETA, der irischen IRA oder der Mafia». Zum islamistischen Terror sehen Michaletos und die griechische Polizei zur Zeit keinen Zusammenhang.
sda/dapd/oku/mfa
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