Ein Neuer soll es im Fifa-Museum richten
Marco Fazzone hat bisher für die Art Basel neue Märkte erschlossen. Jetzt muss er als neuer Chef des Zürcher Museums einen Spagat hinbekommen.

Das Zürcher Fifa-Museum hat ab kommendem Donnerstag wieder einen Direktor: Laut einem Sprecher übernimmt Marco Fazzone, bisher in leitender Funktion beim Veranstalter der Kunstmesse Art Basel tätig, diese Aufgabe. Von Fazzone wird der Spagat verlangt, den Sparkurs beim intern in die Kritik geratenen Museum weiterzuführen und zugleich mehr Publikum anzuziehen.
Fazzones Vorgänger Marc Caprez ist Anfang November zu seinem früheren Arbeitgeber zurückgekehrt, dem Sportamt der Stadt Zürich. Caprez hatte beim Fifa-Museum ursprünglich als Mediensprecher angeheuert, war dann aber während der Turbulenzen aufgrund des Machtwechsels an der Spitze der Fifa zum interimistischen Direktor des Museums aufgestiegen.
Marco Fazzone gehörte beim Marketingunternehmen MCH Group bis 2016 zum Leitungsteam der Art Basel. Danach übernahm er die Aufgabe, regionale Kunstmessen aufzubauen und so die Stellung von MCH im Kunstmarkt zu stärken. In seine Verantwortung fiel etwa die Lancierung der Art Düsseldorf im letzten Jahr, die als Erfolg gewertet wurde. In früheren Jahren war der Betriebswirtschafter unter anderem beim Schweizerischen Nationalmuseum tätig.
Plus 10 Prozent Besucher gefordert
Der neue Direktor will sich noch nicht zu seinen Plänen fürs Fifa-Museum äussern. Der zuständige stellvertretende Fifa-Generalsekretär Zvonimir Boban sagt, Mazzone wisse sehr genau, was seine Aufgaben seien. Nachdem man im letzten Jahr intensiv am Kostenmodell des Museums gearbeitet habe, sei dieses nun auf dem richtigen Weg. Fürs Jahr 2018 erhofft sich die Fifa laut einem Sprecher aber, dass die Besucherzahlen um bis zu 10 Prozent steigen, auf monatlich 10'800 Personen.
Im vergangenen Jahr habe das Museum «trotz der massiven Einsparungen in nahezu allen Bereichen gleichbleibende bis höhere Besucherströme» verzeichnet, heisst es. Die Zahlen zeichnen indes ein anderes Bild: Die Besucherzahlen sind 2017 leicht zurückgegangen, von durchschnittlich 10'400 auf 9900. Vor allem in der ersten Jahreshälfte bekundete das Museum Mühe.
Bei der Fifa führt man das einerseits darauf zurück, damals auf Werbung verzichtet zu haben, andererseits aufs schöne Wetter, das für Museen generell von Nachteil sei. Im Juli gab es dafür einen neuen Rekord mit fast 12'800 Besuchern. Die neue Eventhalle im Museum, die die Fifa vermietet, war erst zu 40 Prozent ausgelastet.
Weniger Personal, weniger Defizit
Der Eigenfinanzierungsgrad, der im Eröffnungsjahr 2016 bei 24 Prozent lag, ist laut dem Fifa-Sprecher im vergangenen Jahr auf über 30 Prozent gestiegen. Die Zahlen seien noch nicht abschliessend ausgewertet, aber das Defizit werde weniger als 15 Millionen Franken betragen – und damit klar unter jenen 18 Millionen liegen, die man für 2017 als «ehrgeiziges Ziel» ausgegeben habe. 2016 hatte das Defizit rund 25 Millionen betragen. Etwa die Hälfte des Personals ist seither entlassen worden, aktuell arbeiten noch 56 Angestellte fürs Museum.
Das Museum war eine Herzensangelegenheit des früheren Fifa-Präsidenten Sepp Blatter. Bei dessen Nachfolger Gianni Infantino hatte es dagegen einen schweren Stand. Das ursprüngliche Projekt sei fehlgeleitet gewesen, heisst es beim Fussballverband, der Businessplan habe diese Bezeichnung nicht verdient gehabt.
Angeblich hätte Infantino das Museum ursprünglich am liebsten geschlossen. Davon ist im Moment keine Rede mehr. Man habe «ein paar gute Ideen und Projekte für die Zukunft», lässt die Fifa mitteilen, ohne konkreter zu werden. Der Fussballverband ist verschiedentlich dafür kritisiert worden, dass er seine eigene ambivalente Geschichte im Museum nicht thematisiert. «Diese Kritik ist uns nicht bekannt», heisst es bei der Fifa. Es gebe aber zahlreiche Themenfelder aus der eigenen Geschichte, die «eine gute museale Durchleuchtung und Aufarbeitung verdient hätten».
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