Architektur in EbmatingenEin neues Leben als 2-Generationen-Haus
Roger Moos hat für seine Mutter und seine Schwester das Elternhaus umgebaut. Wie wurde daraus ein Daheim für zwei Altersgruppen?

Herr Moos, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Roger Moos: Dieses Projekt ist für uns in vielerlei Hinsicht speziell: Das von einem Generalunternehmer erstellte Einfamilienhaus aus den 1970er-Jahren ist das Haus, in dem ich aufgewachsen bin. Durch den Umbau wurde es zu einem 2-Generationen-Haus für meine Mutter sowie für meine Schwester und deren Mann. Zudem war ich als Miteigentümer Architekt und Bauherr gleichzeitig. Aus raumplanerischer Sicht ging es um die Verdichtung eines typischen Einfamilienhausquartiers in der Zürcher Agglomeration. Architektonisch standen die Themen «Weiterbauen» und «Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz» im Vordergrund.

Welche Inspiration liegt dem Projekt zugrunde?
Wir setzten uns intensiv mit der Architektur der 1970er-Jahre auseinander. Es ging uns nicht nur darum, Bausubstanz zu erhalten und weiterzuverwenden, sondern auch um eine Neuinterpretation des architektonischen Stils. Dazu arbeiteten wir mit verschiedenen Referenzen. So haben wir zum Beispiel das bauzeitliche Badezimmerfenster mehrfach multipliziert, wodurch eine Raumstimmung entstanden ist, die wir von Luis Barragáns Casa Gilardi her kennen.

Wie hat der Ort auf den Entwurf eingewirkt?
Bei der Gebäudeorganisation spielte die Topografie eine zentrale Rolle. Mit unserem Entwurf verfolgten wir das Ziel einer gleichwertigen Wohnqualität in beiden Einheiten. Durch die Anordnung der Wohnungen über mindestens zwei Geschosse haben beide Zugang zur oberen Gartenebene erhalten. Für die dazu nötige interne Erschliessung blieb der bestehende Treppenlauf erhalten. Er wurde durch ein neues gegenläufiges, bis ins Dachgeschoss fortgeführtes Treppenhaus ergänzt. Dadurch konnten wir eine ausgewogenere Ausrichtung beider Wohneinheiten erzielen.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggebende oder die späteren Nutzerinnen und Nutzer den Entwurf beeinflusst?
In konstruktiven Diskussionen haben wir die Bedürfnisse aller drei Parteien herausgeschält und, wo immer dies möglich war, im Entwurf integriert. Es ist ein massgeschneidertes Projekt, bei dem der Bestand als vierte Partei mitwirkte.

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?
Das Haus passt sich gut in die Reihe unserer Bauten ein. Die Projekte unseres Büros zeichnen sich nicht durch einen bestimmten Stil oder eine sich wiederholende Bauweise aus. Was unsere Bauten verbindet, ist vielmehr die Suche nach einer passenden architektonischen Antwort für eine spezifische Bauaufgabe an einem bestimmten Ort.

Welches Produkt oder Material hat zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Die Eternit-Schindeln der Gebäudehülle sind das prägendste Material des Gebäudes. Sie bezieht sich auf den «Dachhut» des Bestandes. Indem der «Hut» zum «Kleid» wurde, blieb zum einen der kontextuelle Bezug gewahrt, und zum anderen erhielt das Haus eine nachhaltige Fassade – sie ist dauerhaft, kann nötigenfalls repartiert werden und lässt sich problemlos rückbauen. Leider hat die bewilligende Behörde diese Qualitäten nicht erkennen wollen. Die Fassade konnte erst mithilfe des Baurekursgerichtes so erstellt werden.
Einmal im Monat präsentiert die Plattform Swiss-Architects.com einen ausgewählten Bau. Sie hat auch den Fragenkatalog zusammengestellt.
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