«Ein professionell gemanagter Einzelfall»
UBS-Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger hat sich erstmals zum Fall geäussert. Über den Londoner UBS-Händler, der die Verluste in Milliardenhöhe verursacht haben soll, sind neue Details bekannt geworden.

Bei dem Betrugsfall handle es sich «um einen sehr professionell gemanagten Betrugsfall», erklärte UBS- Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger an einer Veranstaltung in Riehen BS. Wahrscheinlich handle es sich um einen Einzeltäter. Gegen Betrug sei man nicht gefeit, sagte der Alt-Bundesrat, wie die «Tagesschau» von Schweizer Fernsehen SF berichtete. Der Sache werde nun auf den Grund gegangen und die UBS werde die nötigen Lehren daraus ziehen, sagte Villiger an der Generalversammlung des Arbeitgeberverbands Basel, wo er als Gastreferent auftrat.
Er könne nicht verhehlen, dass er persönlich sehr enttäuscht von dem Vorfall sei, sagte Villiger weiter. Wichtig sei aber, dass das Unternehmen fundamental stark bleibe. Es sei «ein Jammer», dass die UBS nach harter Arbeit während zwei Jahren und ganz enormen Fortschritten durch dieses Ereignis wieder sehr stark zurückgeworfen werde, sagte Villiger. Er könne dies aber nicht ändern, «das unselige Ereignis ist passiert». Nun dürfe aber nicht gejammert werden, sondern es müsse weiter an der UBS gearbeitet werden.
Ermittlungen gegen 31-Jährigen Händler laufen
Gemäss den Online-Portalen des Wall Street Journals (WSJ) und der «Financial Times» (FT) handelt es sich beim mutmasslichen Betrüger um K. A.*. Der Mann sei Direktor und arbeite im UBS Global Synthetic Equities Trading Team. Sein Vorgesetzter, John Hughes, ist gemäss FT bereits zurückgetreten.
Ein Londoner Polizeisprecher bestätigte nur, dass ein 31 Jahre alter Wertpapierhändler in der Nacht wegen des Verdachts auf Betrug und Missbrauch seiner Position festgenommen wurde. Ob es sich bei dieser Person um K. A. handelt, wurde bisher nicht bestätigt. Er bleibe weiter in Polizeigewahrsam, teilte die Polizei der Londoner City am Donnerstagnachmittag mit. Die Ermittlungen in dem Fall gingen weiter.
«Ich brauche ein Wunder»
In seinem letzten Facebook-Eintrag deutete K. A. an, dass er in Schwierigkeiten stecken könnte. «Ich brauche ein Wunder», schrieb er am letzten Dienstag. Seine Freunde zeigen sich geschockt über den Vorfall. Sie beschreiben K. A. gegenüber der «Financial Times» als hoch korrekten und integren Mann. «Er wäre sicher nicht die erste Verdachtsperson.» Auch ein ehemaliger Kollege bei der UBS bestätigt dieses positive Bild von K.A. Man habe ihn sehr geschätzt.
Bis vor wenigen Monaten lebte der mutmassliche Betrüger in einer Wohnung in Shoreditch im Osten von London. Stolze 1000 Pfund (1370 Franken) Miete bezahlte er pro Woche. Sein Vermieter beschreibt ihn gegenüber der «Financial Times» als einen «netten Jungen». Vor vier Monaten sei er in die Nähe des UBS-Hauptquartiers gezogen, wie sein Vermieter weiter sagt.
Der britischen Finanzaufsicht FSA (Financial Services Authority) zufolge arbeitet der Mann seit März 2006 bei der UBS und ist sowohl beim Konzern in der Schweiz als auch bei der britischen Tochter UBS Limited in London registriert. Nach Angaben der Universität Nottingham hat der Mann dort 2003 einen Bachelor in E-Commerce und Digitalwirtschaft absolviert. Von 1992 bis 1998 besuchte er ein Internat in West Yorkshire.
Milliardenfiasko
Die UBS rechnet aufgrund des Milliardenfiaskos möglicherweise mit einem Verlust im laufenden dritten Quartal. Die UBS kündigte an, den Vorfall zu untersuchen und betonte, es seien keine Kundenpositionen von der Affäre betroffen. Ansonsten schweigt die Bank eisern – zu Gerüchten am Markt, der Verlust sei möglicherweise durch Spekulationen gegen den Franken entstanden, äussert sich die UBS nicht. Dieser Theorie widerspricht, dass es sich beim UBS Global Synthetic Equities Trading Team um eine Abteilung für strukturierte Produkte handelt, die mit dem Devisenhandel nichts zu tun hat.
Laut UBS hat ein Mitarbeiter der Bank in London mit «beträchtlicher krimineller Energie» den Verlust verursacht. Die Bank habe den Betrugsfall gestern Nachmittag entdeckt und umgehend die Aufsichtsbehörden in Grossbritannien, den USA und der Schweiz informiert.
Vertrauen erschüttert
Die Affäre dürfte nach Ansicht von Marktexperten das Vertrauen in die grösste Schweizer Bank erneut erschüttern. Die Nachricht vom Milliardenausfall sei «katastrophal», sagte ein Händler. An den Finanzmärkten diskutieren Beobachter, ob die Warnlampen innerhalb der UBS versagt hätten. «Der Verlust wirft ein schlechtes Licht auf die Risikokontrolle der Bank und stellt deren Führung in Frage», sagte ein Händler der Nachrichtenagentur AWP.
UBS-Chef Oswald Grübel und die restliche Konzernleitung der Grossbank wandten sich in einer kurzen e-Mail an die Mitarbeiter. Die fundamentale Stärke der Bank sei nicht in Frage gestellt, versuchten die Topmanager die etwa 65'000 UBS-Angestellten weltweit zu beruhigen.
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