Bistro Nüni in AltstettenEin Quartier sieht Rosé
Der Ort ist lässig und das Essen richtig gut. Zu Besuch im neuen Trendlokal Nüni auf dem ehemaligen SBB-Werkstätten-Areal.

Es heisst, in der Zahl 9 habe ein ganzes Universum Platz. So ist es auch im Nüni, dem neuen Bistro in Altstetten. Seit ein paar Wochen ist das Lokal an der Hohlstrasse, gleich vis-à-vis dem Einkaufszentrums Letzipark, offen, und schon trifft sich hier, wo einst die SBB-Werkstätten waren, ganz Zürich.
Wir sehen hier auf Backsteinschuppen und Abstellgleise. Und wissen, das ist die Zukunft. Denn das Nüni ist, wie die Arealentwickler sagen, ein Teil des Projekts Werkstatt Zürich und wird die Nachbarschaft mit Gastro-, Kultur- und Freizeitangebot beleben. «Willkommen in der Oase im Urban Jungle.»
Der Altstetten Spritz
Das ist der Plan. Die Nüni-Terrassen-Special-Karte gibt die Richtung an. Angeboten wird neben einer Reihe von Rosé ein Altstetten Spritz mit Aprikosenbrand, Prosecco und Soda. Ein Quartier sieht Rosé.

Das Nüni ist ein Lokal mit Rundumservice, es gibt Zmorge, Zmittag, Znacht, dazwischen Snacks, und übers Wochenende wird gebruncht. An einzelnen Samstagen findet auf der Terrasse und im angrenzenden Garten ein Gemüsemarkt statt. Dann wird die Oase selber wieder zum Bio-Rüebli-und-mehr-Jungle.
«Bei der Stützliwösch werden Karren gewaschen. Ab und zu heult ein Motor auf. Uns gefällts auf der Terrasse. Wie schön ist es hier.»
Wir waren am Abend da, und uns hat es auf der Terrasse sehr gefallen. Der Ort ist stylish mit lässig freundlichem Anstrich, das Personal sehr zuvorkommend. Und vor allem: Das Essen ist richtig gut.
Von den Vorspeisen wählten wir Tatar, gewürzt mit Zitrone, Oliven, Kapern, Chili (22 Fr.), das eine Freude war. Dazu eine ganze Artischocke mit einer Peperoni-Knoblauch-Sauce zum Dippen (17 Fr.). Ein schöner Anfang. Und so kommen wir langsam in das Nüni-Gefühl hinein. Auf der Hohlstrasse rauscht der Verkehr. Bei der Stützliwösch werden Karren gewaschen. Ab und zu heult ein Motor auf. Wir aber schauen in den Altstetter Himmel hinein. Wie schön ist es hier. Urbane Romantik.

Zum Nüni-Highlight gehören Conchiglie, gefüllte Muschelpasta aus dem Ofentöpfli. Meine Begleiterin bestellte die Version mit Kapern, Oliven, Petersilie, Zitronenpesto mit Cherrytomaten und Büffelmozzarella (22 Fr.) und war damit sehr zufrieden. Auch die Hauptspeisen kommen aus dem Ofen, zur Wahl stünden Costine di Maiale an Sauerkirschjus mit Balsamico (34 Fr.) oder Geisskäse im Cornflakesmantel auf Beeren-Kurkuma-Couscous mit Peterli und Minzjoghurt (31 Fr), was schon gehobene Altstetten-Poesie ist.
Zum Dessert Sauerampferglace
Ich wählte Franzels Pulled Lamb auf orientalischem Bulgursalat mit Tomaten, Gurken, Peterli und Pfefferminz (38 Fr.). Und vergass, den Kellner zu fragen, wer denn dieser Franzel ist. Jedenfalls: Ein spannendes Gericht, wie überhaupt das ganze Angebot eine Empfehlung ist. Wie auch die Weinkarte mit schönen Positionen, unter anderem einem Nebbiolo von Ugo Neive aus dem Piemont (59 Fr.).
Wenn schon in der Zahl 9 ein ganzes Universum Platz hat, gab es zum Abschluss im Nüni noch Dessert. Der Kellner schwärmte von der Sauerampferglace mit Thurgauer Erdbeeri, Schoggi und Meringues (und hat völlig recht). Die Begleiterin schwärmt jetzt von ihrem Coupe Schwarzwald (je 12 Fr.). Wir sagen: Altstetten ist doch richtig süss.
Hohlstr. 430, 8048 Zürich Altstetten, 044 500 19 70, www.nüni.ch. Öffnungszeiten: Mo bis Mi 7.30 bis 23 Uhr, Do und Fr 7.30 bis 24 Uhr, Sa 10 bis 24 Uhr, So 10 bis 18 Uhr.
Stefan Busz ist Redaktor im Ressort Zürich Leben, seine Spezialgebiete sind Theater und die Alltagskultur. Er hat in Zürich Germanistik, Slavistik und Literaturkritik studiert.
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