«Ein Schweizer Bunker-Revival scheint nicht unmöglich»
Historikerin Silvia Berger über die Angst vor unsichtbaren Bedrohungen, Informationspolitik bei Katastrophen und Schweizer Schutzräume.
Frau Berger, weshalb ist der Mensch von Radioaktivität gleichermassen verängstigt wie fasziniert? Radioaktiver Niederschlag hat die Kapazität, Abertausende von Menschen zu töten. Verstrahlte Territorien sind langfristig nicht mehr bewohnbar. Das alles macht Angst, selbst wenn die faktische Eintretenswahrscheinlichkeit einer radioaktiven Verseuchung klein ist. Zentral bei der Angst vor Radioaktivität ist ausserdem das antisensorische Element: Strahlen sind weder sicht-, hör- noch spürbar. Darum weckten auch die Gasangriffe im Ersten Weltkrieg besondere Ängste. In unserem Angsthaushalt spielt zudem das Element der Kontrollierbarkeit eine wichtige Rolle. Welche Richtung die Isotope, die in der Luft sind, einschlagen, ist ja vom Wetter abhängig, also unserer Kontrolle völlig entzogen.