Ein Sieg, der Federer Grosses verheisst
Der Sieg des fast 35-jährigen Tommy Haas über Novak Djokovic hat für Roger Federer eine ganz besondere Komponente.
Nein, einen grossen Einfluss auf die Situation an der Weltranglistenspitze hat es nicht, dass Tommy Haas (ATP 18) in Key Biscayne gegen Novak Djokovic gewann. Das 6:2, 6:4 des Tennisseniors über die Nummer 1 der Welt verdeutlicht aber etwas, das für den zurzeit auf Rang 2 klassierten Roger Federer weit wichtiger ist als die Spitzenposition im Ranking: Dass es auch mit fast 35 noch möglich ist, einen ganz grossen Coup zu landen. In jenem Alter also, das Federer erreicht haben wird, wenn 2016 in Rio de Janeiro die Olympischen Sommerspiele stattfinden. In Brasilien will der Schweizer mit dem Gewinn der Einzelgoldmedaille die letzte Lücke in seinem einzigartigen Palmarès mit 17 Major-Titeln und 302 Wochen auf dem Tennisthron schliessen.
In einem CNN-Interview bemerkte Federer schon Anfang Monat voller Zufriedenheit, dass Tennisspieler heutzutage auch im reiferen Alter noch zu Höchstleistungen fähig seien. «Es ist schön, zu sehen, dass die älteren Spieler noch immer vorne dabei sind, obwohl die physische Komponente des Tennis so wichtig geworden ist», so der 31-jährige Baselbieter, der neben David Ferrer der zweite Ü-30-Vertreter in den Top 5 ist. Während Federer mit dem Tennisterrier Ferrer sonst kaum Gemeinsamkeiten hat, gibt es zwischen ihm und Haas eine ganze Reihe von Parallelen. Beide besitzen ein enormes Bewegungstalent und ein auch unter Profis aussergewöhnliches Schlagrepertoire – und beide sind Familienväter.
Die Familie als Energiequelle und Motivation
Federers Trainer Paul Annacone erklärte in einem Interview mit der «SonntagsZeitung» im vergangenen Herbst, sein Schützling liebe das Leben auf der Tour noch immer, weil er es mit der Familie teilen könne. Die positive Energie, die er daraus ziehe, ermögliche es ihm, mit Leichtigkeit und Freude zu spielen und zu trainieren. Haas sagt, seine 2010 geborene Tochter Valentina sei seine grösste Motivation und der Grund dafür, dass er noch nicht mit den Altstars auf der Champions Tour spiele. «Father and still tennis player» (Vater und noch immer Tennisspieler), beschreibt er sich auf Twitter stolz.
In den Augen von Novak Djokovic zeichnet sich der Tommy Haas des Jahres 2013 vor allem durch seine enorme Erfahrung und die damit verbundene Übersicht aus. «Er hat taktisch hervorragend gespielt», anerkannte der Serbe nach seiner überraschenden Niederlage neidlos an. Von Nervosität war Haas, der in Deutschland vor zwei Jahren mit dem Attribut «gescheitertes Wunderkind» schon sportlich beerdigt wurde, nichts anzumerken. Es gibt ganz offensichtlich Qualitäten, die mit zunehmender Karrieredauer wachsen. Natürlich hatte Djokovic gegen Haas auch einen schlechten Tag erwischt, im Racketsport ist man aber oft auch nur so stark, wie es der Widersacher zulässt.
Haas, der in der kommenden Woche seinen 35. Geburtstag feiert, hat noch immer Träume. «Ich bin wieder ganz oben dabei, da geht noch mehr», erkannte er in Key Biscayne. Den Umstand, dass er einen grossen Teil seiner Karriere wegen Verletzungen in der Warteschleife verbrachte, sieht der alleine an der Schulter dreimal operierte deutsch-amerikanische Doppelbürger inzwischen als Vorteil. «Ich bin jünger als Athlet, vielleicht Anfang dreissig», glaubt er.
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