Ein Star ohne Bühne
Das spektakuläre Konzeptfahrzeug Prophecy von Hyundai hätte eine grosse Plattform am abgesagten Genfer Auto-Salon durchaus verdient.

«Wir haben eine weitere Legende geschaffen, die im Elektrofahrzeugsegment neue Massstäbe setzt und die Designvision von Hyundai auf weitere Horizonte ausdehnt.» Mit diesen Worten wollte SangYup Lee, Leiter des Hyundai Global Design Center, heute um 11.45 Uhr die internationalen Journalisten in Genf begrüssen: «Teil dieser Erweiterung ist der von uns so bezeichnete optimistische Futurismus, ein Designkonzept, das der Prophecy verkörpert. Mit dem optimistischen Futurismus verfolgen wir das Ziel, zwischen Mensch und Auto ein emotionales Band zu schaffen.»
Dass Hyundai in die Emotionalität investiert, ergibt durchaus Sinn: Zwar punkten die Südkoreaner seit Jahren mit Alltagswerten wie hoher Zuverlässigkeit, hervorragender Qualität und einem sehr breiten Angebot an Antrieben – inklusive Elektro und Brennstoffzelle. Doch ein emotionales Band mit einem Hyundai? Dazu hat bis heute tatsächlich die Emotionalität oder – wie es SangYup Lee gesagt hätte – das emotionale Band zwischen Mensch und Auto gefehlt. Und «eine weitere Legende» von Hyundai? Sorry, Fehlanzeige. Das Coupé, das es in der Schweiz von 1996 bis 2011 gab, kann nicht gemeint sein. Und die heutige Palette ist zwar top, aber mit legendär hat das nichts zu tun. Egal. Schliesslich hat SangYup Lee diese Worte heute Morgen in Folge der Absage des Genfer Auto-Salons auch nicht gesagt. Und Papier der PR- und Medienabteilungen aller Automobilhersteller ist von jeher besonders geduldig und strapazierfähig.
Hervorragende Aerodynamik
Zurück zum Prophecy, der nicht nur als Showstopper für Genf geplant war, sondern als visionäres Konzeptfahrzeug die aktuelle Hyundai-Designphilosophie «der sinnlichen Sportlichkeit» verdeutlichen soll. So gefällt der Prophecy durch seine markante Silhouette mit perfekten Proportionen. Proportionen und Linien, die durchaus ein wenig an den Porsche 911 erinnern. Macht nichts, denn Hyundai ist überzeugt, «das ultimative Automobilformat» geschaffen zu haben. Und: «Damit wird der Weg des epochemachenden Elektro-Konzeptfahrzeugs 45 aus dem Vorjahr fortgeführt.» Obwohl genau dieses mit Ecken und Kanten für Aufsehen sorgte.

Unbestritten ist, dass das Design des Prophecy über eine hervorragende Aerodynamik verfügen wird. «Eine Eigenschaft, die für Elektrofahrzeuge unverzichtbar ist», so Hyundai. Die Propellerform der Räder unterstreicht dies optisch, zudem sorgt das Design dafür, dass Luft angesaugt wird und an der Fahrzeugseite nach unten fliesst «wie Wasser über einen Stein». Für den nötigen Abtrieb sorgt der integrierte Heckspoiler, der dem Fahrzeug beim Fahren mit hoher Geschwindigkeit zusätzliche Stabilität verleiht. Wobei die Südkoreaner noch keine Angaben zum Antrieb und der Performance des Genfer Solitärs machen.
Für das autonome Fahren geplant steuert der Fahrer den Stromer mit den beiden nach links und rechts schwenkbaren Joysticks, die in der Mittelkonsole und an der Türverkleidung angebracht sind. Zudem kann er vielfältige Funktionen über die in die Joysticks integrierten Tasten ansteuern. Hyundai ist überzeugt, dass diese «moderne Mensch-Maschine-Schnittstelle für mehr Sicherheit bei den Passagieren» sorgen wird.
Ob und wann der Prophecy realisiert wird, steht ebenso in den Sternen wie die Zukunft des Genfer Auto-Salons.
Der Verzicht auf ein Lenkrad verleiht den Mitfahrern mehr visuelle Freiheit als in einem herkömmlichen Auto. Im Relax-Modus geniessen sie freie Sicht ohne visuelle Hindernisse. In bequem zurückgelehnter Haltung sehen die Mitfahrer lediglich das horizontal von Säule zu Säule reichende Display und das flügelförmige Armaturenbrett. In diesem Modus ist das Armaturenbrett auch schwenkbar. Dies ermöglicht einen besonders geräumigen Innenraum und eine bequeme Sitzposition, in der die Mitfahrer Infotainment-Inhalte auf dem Display geniessen können.
Für die Studie «Prophecy» hat Hyundai auch bei der Materialauswahl für den Innenraum auf Umweltfreundlichkeit geachtet, um die saubere Vision des Unternehmens von den Elektrofahrzeugen der Zukunft umzusetzen. Klug: Durch externe Lufteinlässe an der Unterseite der Türen kann Luft einströmen und durch das System «Clean Air Technology» zirkulieren. Dadurch steht im Fahrzeug ständig gereinigte Luft zur Verfügung, zudem wird die aufbereitete Luft wieder sauber in die Umwelt zurückgeleitet.
Ob und wann der Prophecy realisiert werden wird, steht allerdings ebenso in den Sternen wie die Zukunft des Genfer Auto-Salons, der sich in jüngerer Zeit Geneva International Motor Show nennt.
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