Ein Triumph für Frankreich und Sarkozy
Die Fussball-EM 2016 findet in Frankreich statt. Die Franzosen präsentierten das stärkste Dossier und erhielten vom Uefa-Exekutivkomitee in Genf den Vorzug gegenüber Italien und der Türkei.

Das Turnier 2016 wird erstmals mit 24 Mannschaften durchgeführt. 1984, als letztmals die EM-Endrunde in Frankreich stattfand, nahmen lediglich acht Teams teil. Frankreich wird zum fünften Mal ein grosses Fussball-Turnier ausrichten. 1938 und 1998 fand die WM im Hexagon statt, 1960 und 1984 war es die EM-Endrunde. Bei den letzten zwei Turnieren im eigenen Land, 1984 und 1998, stand die «Equipe tricolore» am Ende als Gewinner zuoberst auf dem Podest.
Der Sieg der Franzosen in Genf war hauchdünn. Mit einer Stimme mehr (7:6) setzte sich die Bewerbung Frankreichs vor der Konkurrenz aus der Türkei durch. Daher konnte Uefa-Präsident Michel Platini, die französische Fussball-Ikone, lächelnd die Tafel mit dem Gastgeber umdrehen und verkünden: «France». Er sei sehr glücklich, gestand der 54-Jährige später. «Aber es ist als Präsident nicht ganz einfach. Wären wir ein despotischer Verband, wäre das Abstimmungsergebnis 13:0 ausgegangen. Das Exekutivkomitee hat gezeigt, dass es echte Demokratie gibt.»
Keine Chance für Italiens Verband
Italien blieb, wie im Vorfeld bereits durch undichte Stellen sickerte, chancenlos. Schon im ersten Wahlgang schied es mit deutlich weniger Stimmen als Frankreich und die Türkei aus. Damit blieb Italien zum zweiten Mal in Folge auf der Strecke. Vor drei Jahren bevorzugte die Uefa Polen und die Ukraine und nicht Italien. Anders als beim unverständlichen Entscheid von 2007 zugunsten der Bewerber aus Osteuropa gab die UEFA nun der ausgewogensten Kandidatur den Zuschlag. In Frankreich beschreitet der europäische Verband ein Feld mit weniger Tücken, als es in der Türkei oder in Italien der Fall gewesen wäre.
Allerdings verfügt auch Frankreich noch nicht über die nötigen Stadien. Vier Arenen (Lyon, Bordeaux, Lille, Nizza) werden neu gebaut, zwei (Nancy, Strassburg) komplett renoviert. Die Türkei und Italien waren in der Stadion-Frage noch schlechter aufgestellt.
Der Support der Regierung Sarkozy
Insgesamt haben die Franzosen mit St-Denis (Stade de France), Paris, Marseille, Lyon, Bordeaux, Lille, Toulouse, Nizza, St- Etienne, Lens, Strassburg und Nancy zwölf Spielorte auf der Liste. Drei Städte könnten noch gestrichen werden, sofern die EM nur in neun Stadien durchgeführt wird. Von den zwölf Städten waren bloss Lille, Nizza, Strassburg und Nancy 1998 kein WM-Spielort gewesen.
Ein starkes Argument für Frankreich war die bedingunglose Unterstützung der Regierung. Staatspräsident Nicolas Sarkozy war eigens für die Präsentation nach Genf gereist und hielt vor dem Entscheidsgremium eine flammende Rede. «In Frankreich herrscht oft Uneinigkeit. Wir diskutieren viel. Aber in einem Punkt denken wir alle gleich. Wir wollen diese EM nach Frankreich holen.»
Die Regierung wird viel Geld in die Hand nehmen, deutlich mehr, als dies Türken und Italiener zugesichert hatten. Rund 1,7 Milliarden Euro sollen in den Bau beziehungsweise die Renovation der zwölf EM-Stadien und in die Infrastruktur der Spielorte fliessen. Die Finanzen waren wohl der wichtigste Punkt der Dossiers. Der italienischen Kandidatur begegnete die Uefa nicht zuletzt deshalb mit Argwohn, weil sie sich nicht vorstellen konnte, wie die maroden Stadien mit «nur» rund 750 Millionen Euro auf EM-Niveau gebracht werden sollen.
Gegen die Türkei könnte gesprochen haben, dass die Mehrheit der Uefa-Exekutive nach der Vergabe der EM 2012 an Polen und die Ukraine nicht nochmals ein Risiko eingehen wollte. Verkehrsnetz und touristische Infrastruktur sind in Frankreich zweifellos besser ausgelegt als im Land am Bosporus. Entsprechend äusserte sich auch Theo Zwanziger, der Präsident des Deutschen Fussball-Bundes und Mitglied der UEFA-Exekutive: «Die erstmalige Austragung mit 24 Mannschaften ist ohnehin mit Risiken behaftet. Da wollte man bei der Vergabe offenbar nicht noch mehr davon eingehen.»
si/fal
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