Ein Versace-T-Shirt verärgert China
Das Luxuslabel soll die One-China-Politik infrage gestellt haben. Chefdesignerin Donatella Versace musste sich entschuldigen.

Donatella Versace versucht zu retten, was zu retten ist. Und zwar mit dem Handelspartner China, seit 2019 der weltweit grösste Markt für Bekleidung. Die künstlerische Leiterin des italienischen Luxuslabels hat sich am Sonntag öffentlich entschuldigt, nachdem eines der T-Shirts des Unternehmens in den sozialen Medien in China kritisiert wurde, weil es die von China kontrollierten Gebiete Hongkong und Macau als eigenständige Länder bezeichnet hat.
Donatella Versace bedauerte den Vorfall mit den Worten: «Niemals wollte ich Chinas nationale Souveränität missachten, und deshalb wollte ich mich persönlich für diese Ungenauigkeit und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten entschuldigen.»
Auch das Unternehmen Versace entschuldigte sich offiziell für den Vorfall und kündigte an, dass das Shirt nicht mehr zum Verkauf stehe. «Das Unternehmen entschuldigt sich für das Design seines Produkts, und ein Rückruf des T-Shirts wurde im Juli durchgeführt», twitterte das Label.
Dabei hat die Beziehung zwischen dem Modehaus und dem Handelsgiganten gerade erst begonnen: Auf den Aufstieg Chinas zum grössten Modemarkt der Welt reagierte das italienische Luxuslabel, das 2018 an die Modegruppe Michael Kors verkauft worden ist, mit der Verpflichtung eines in China bekannten Gesichts: Die Schauspielerin und Sängerin Yang Mi wurde zur chinesischen Markenbotschafterin gekürt. Yang Mi spiegle die Kraft und den Mut der zeitgenössischen Versace-Frauen, hiess es vor ein paar Monaten. Die 32-Jährige debütierte als erste Versace-Botschafterin in China und gab ihr Kampagnendebüt mit der Pre-Fall-2019-Kollektion, wo sie die neuesten Looks präsentierte.
Doch nun ist die Zusammenarbeit zwischen Yang Mi und dem Modehaus bereits wieder beendet. Die Schauspielerin habe ihren Vertrag mit Versace gekündigt, teilt ihre Agentur mit. «Chinas territoriale Integrität und Souveränität sind zu jeder Zeit heilig und unantastbar», hiess es in der Erklärung auf Weibo, Chinas grösster Social-Media-Plattform. Und weiter: «Als Unternehmen der Volksrepublik China und Yang Mi als Bürgerin der Volksrepublik China sind wir zutiefst beleidigt.»
Die «China Daily» stimmte mit ein: Es sei die Pflicht aller chinesischen Bürger, das «One China»-Prinzip aufrechtzuerhalten und die nationale Einigung unnachgiebig zu gewährleisten, schrieb die grösste englischsprachige Tageszeitung der Volksrepublik China.
Die Unstimmigkeiten fallen mitten in den erbitterten Handelskrieg zwischen China und den USA und den seit mehr als zwei Monate andauernden Protesten in Hongkong – ausgelöst durch ein später auf Eis gelegtes Auslieferungsgesetz, das die Überstellung von Verdächtigen an Festland-China erlaubt hätte. Sowohl Hongkong als auch Macao werden von China als Sonderverwaltungsregionen eingestuft, in denen vom Festland aus halbautonome Regierungen bestehen.
«Wir entschuldigen uns ... aufrichtig»
Das Modehaus Versace ist nicht das erste Unternehmen, das in diese China-Falle getappt ist – die jeweiligen Entschuldigungen ähneln sich im Wortlaut.
Marriott: Das US-Hotelunternehmen führte in einer Kundenumfrage Tibet, Taiwan, Hongkong und Macao als separate Länder auf. In der Entschuldigung von CEO Arne Sorenson stand, dass Marriott International die Souveränität und territoriale Integrität Chinas respektiere und unterstütze. «Wir unterstützen niemanden, der die Souveränität und territoriale Integrität Chinas untergräbt, und wir beabsichtigen in keiner Weise, solche Menschen oder Gruppen zu ermutigen oder anzuregen. Wir erkennen den Ernst der Lage und entschuldigen uns aufrichtig.»
McDonald's: In einer in Taiwan lancierten Anzeige des US-Fastfood-Giganten war eine Aufnahme eine Studentenausweises zu sehen. Dieser führte die Staatsangehörigkeit des Schülers als «Taiwan» auf, was darauf hindeutet, dass Taiwan ein Land ist. Die Entschuldigung: «Die Werbeagentur hat den Film nicht streng überprüft, was zu einem Missverständnis geführt hat, das wir zutiefst bedauern. Wir haben die Ein-China-Politik immer unterstützt und die territoriale Souveränität Chinas weiterhin gewahrt.»
Gap: Die US-Modekette brachte ein T-Shirt mit einer Landkarte von China, auf der Taiwan nicht verzeichnet ist, heraus. Die Entschuldigung lautete: «Gap Inc. respektiert Chinas Souveränität und territoriale Integrität. Wir haben erfahren, dass ein T-Shirt der Marke Gap, das in einigen Märkten in Übersee verkauft wird, nicht die korrekte Karte von China widerspiegelt. Wir entschuldigen uns aufrichtig für diesen unbeabsichtigten Fehler.»
Delta: Die US-Fluggesellschaft führte auf ihrer Website Taiwan und Tibet als separate Länder auf. In der Entschuldigung hiess es, dass es ein versehentlicher Fehler ohne geschäftliche oder politische Absicht war. «Wir entschuldigen uns zutiefst für den Fehler. Als einer unserer wichtigsten Märkte fühlen wir uns ganz China und unseren chinesischen Kunden verpflichtet.»
Zara: Das spanische Textilunternehmen hat Taiwan als Land auf seiner Website gelistet. In seiner auf chinesisch verfassten Entschuldigung schrieb Zara: «Die Website unserer Firma (...) bezog sich fälschlicherweise auf Taiwan als ‹Land›. Dafür möchten wir uns aufrichtig entschuldigen.»
Givenchy erklärte, dass ihre Marke Chinas Souveränität immer respektiert und sich fest an das One China-Prinzip gehalten habe. Man müssen nun sofort Vorkehrungen gegen die «menschliche Fahrlässigkeit» treffen. Jackson Yee, Mitglied einer der beliebtesten Boybands Chinas gab auf Weibo bekannt, dass er die Zusammenarbeit mit Givenchy einstellen werde.
Cathay Pacific: Zuletzt hat Hongkongs führende Fluggesellschaft den von China ausgeübten Druck auf ihre Mitarbeiter abgewälzt. Ihnen wurde unter Drohung einer Entlassung verboten, an den «illegalen Demonstrationen» teilzunehmen und diese zu unterstützen. Die Warnung löste einen dreitägigen Sitzstreik auf dem internationalen Flughafen von Hongkong aus.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch