«Eine ängstliche Nation hat keinen Erfolg»
In ihrer Radio- und Fernsehansprache redete Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey den Schweizern Mut zu. Trotz vieler Sorgen müsse die Schweiz ein selbstbewusstes und offenes Land bleiben.

Es sei ein Geburtstag in Zeiten der Globalisierung, sagte Micheline Calmy-Rey zu beginn ihrer Ansprache anlässlich des 1. Augusts. « Eine neue Zeit, die unsere Identität in Frage stellt und die Art und Weise, wie wir die heutigen Herausforderungen angehen.»
Wir Menschen sein äusserst verletzlich und unser Planet stehe unter Druck, meinte die Bundespräsidentin weiter. Wir alle seien einem Wandel ausgesetzt. «Einem Wandel, der Gewinner und Verlierer schafft.»
Um ihr Beispiel der Zerbrechlichkeit zu verbildlichen, zog Calmy-Rey den Schweizer Bildhauer Alberto Giacometti hinzu. Dieser habe lange vor der Globalisierung Figuren geschaffen, welche diesen Zustand der Zerrissenheit eindrucksvoll verkörpere.
Wachsender Konkurrenzkampf
Heute stehe der Rückzug auf sich selbst im Vordergrund. Die Gleichgültigkeit, oder noch schlimmer, die Ablehnung des Gemeinwesens habe bei den Menschen überhand genommen, sagte die Bundespräsidenten darauf in einem zusehends kritischeren Ton.
In dieser schwierigen Zeit mit den Auswirkungen der Finanzkrise würden einige gar den Nutzen der politischen Arbeit anzweifeln.
Doch zeigte sie auch Verständnis für die Sorgen über den steigenden Konkurrenzkampf und sprach sich für Solidarität im Arbeitsmarkt aus: «Wir machen uns Sorgen, denn wir wissen, dass unser Wohlstand nicht auf einem Ungleichgewicht gründen kann; wenn die einen Millionen verdienen, die anderen aber nur 4000 Franken pro Monat.
Schweiz hält sich gut
Micheline Calmy-Rey ging anschliessend auf die wachsende Unsicherheit durch weltweite Geschehnisse ein. Die Bundesrätin betonte stetig stärker werdende Abhängigkeit unseres Landes und unseres Befindens von dem, was anderswo geschehe. «Die Katastrophe von Fukushima, die Klimaerwärmung, Gewalt, Elend und Hungersnöte weltweit.
Sie verstehe diese Ängste und Unsicherheiten. Aber, so hebt Calmy-Rey hervor, im internationalen Vergleich halte sich die Schweiz gut.
Man dürfe nicht vergessen, dass Lebensqualität, unsere Sicherheit und unser Wohlstand so hoch seinen, dass andere uns darum beneiden würden. Schliesslich sei der Bundesrat auch darum bemüht, sich den grossen Aufgaben zu stellen und Lösungen für die anstehenden Probleme zu suchen.
Als Beispiel nennt die Bundespräsidentin den schrittweisen Atomausstieg, die Verhandlung mit Nachbarländern bezüglich unseres Steuer- und Rechtssystems sowie das Festhalten am bilateralen Weg mit der EU. All dies diene dazu, die Unabhängigkeit und Handlungsfreiheit der Schweiz zu bewahren.
U21-Mannschaft als Vorbild
Am 1. August feiere die Schweiz den Widerstand gegen die Tyrannei und den Bundesschwur der Eidgenossen. Genau dieser Gründungsmythos sei es, so Calmy-Rey, der uns Mut, Hoffnung und Kraft geben, die Ideal dieses Landes beizubehalten. «Von allem Anfang an war die Schweiz offen für Handel und Austausch mit dem Ausland. Sie hat sich eingesetzt für Toleranz und einen humanitäre Tradition entwickelt.»
Es gelte diesen Geist zu bewahren, meinte die Bundesräten weiter. Niemand geringeres als die Die Fussballmannschaft der U21 habe uns dies vorgemacht. «Diese jungen Spieler sind optimistisch, selbstbewusst und kämpferisch. Ein ängstliches Team erreicht das Finalspiel nicht. Und eine ängstliche Nation hat keinen Erfolg.»
Diese Mannschaft verkörpere eine offene und erfolgreiche Schweiz, die sich durch Teamgeist und Toleranz auszeichne, sagte Micheline Calmy-Rey. Auf diese Schweiz könne man stolz sein: «Ich weiss, Bescheidenheit und Selbstkritik sind zwar typisch Schweizerische Tugenden. Legen wir sie an diesem ersten August doch für einmal auf die Seite: Es lebe die Schweiz.»
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