Eine afrikanische Geisterstadt made in China
Eine Million Häuser will Angolas Präsident bauen, um die Wohnungsnot zu bekämpfen. Mit chinesischer Hilfe hat er zwar eine ganze Siedlung aus dem Boden gestampft – nur kann sich niemand leisten, dort zu wohnen.
750 achtstöckige, brandneue Apartmentgebäude, ein Dutzend Schulen und mehr als 100 Ladenlokale: Nova cidade de Kilamba ist ein Stadtteil, der aus dem Boden gestampft wurde, um einst eine halbe Million Menschen zu beherbergen. Er liegt rund 30 Kilometer von Luanda, der Hauptstadt Angolas, entfernt. 3,5 Milliarden Dollar hat das Projekt gekostet, geplant wurde es von der staatlichen chinesischen Firma International Trust and Investment Corporation (Citic).
Für die angolanische Regierung ist Kilamba ein Prestigeprojekt: José Eduardo dos Santos, der Präsident Angolas, hatte bei seiner Wahl 2008 mit dem Versprechen für sich geworben, eine Million Häuser in vier Jahren zu bauen, um der Bevölkerung den dringend nötigen zusätzlichen Wohnraum zu gewähren. Die Werbevideos zeigen laut einem Bericht von BBC News denn auch glückliche Familien mit Kindern, die das Leben weit weg vom Lärm und Staub der Hauptstadt geniessen. Der Haken daran: Die Protagonisten sind allesamt Schauspieler, denn ein Jahr nach der Fertigstellung von Kilamba sind gerade mal 220 der 2800 Apartments verkauft.
Keine Autos, kein Supermarkt
Bewohnt sind von den verkauften Wohnungen laut einer Schätzung von BBC News gerade mal ein Drittel. «Es gibt keine Autos, kaum Menschen auf den Strassen, nur Reihe um Reihe farbiger Gebäudekomplexe mit geschlossenen Jalousien und leeren Balkonen.» Von den Geschäften sei nur eine Handvoll geöffnet, einen Supermarkt gebe es nicht.
Das Problem: Die allermeisten Menschen in Angola können es sich gar nicht leisten, eine Wohnung in diesen neuen Siedlungen zu kaufen. Für die Apartments wird mit Preisen zwischen 120'000 und 200'000 Dollar geworben – während zwei Drittel der Angolaner mit weniger als 2 Dollar pro Tag auskommen müssen. Die Rechnung scheint nicht aufgehen zu können.
Dass hier der Grund für die leer stehenden Gebäude liegt, bestreitet allerdings der Sprecher der Immobilienfirma, welche die Apartments vertreibt, gegenüber BBC News: Das Problem sei nicht der zu hohe Preis. Vielmehr würden die Banken den Menschen zu wenig Kredite gewähren.
Ein Beispiel für die Sozialpolitik Angolas
So oder so stehen die angolanischen Behörden vor einem Problem, sollten die leer stehenden Wohnungen nicht bald verkauft werden. Denn Kilamba wurde zwar mithilfe von Krediten aus China finanziert, für die Angola in Form von Öllieferungen bezahlt. Doch würde die Regierung auf den Apartments und somit einer verschwendeten Investition sitzen bleiben, bekäme sie ein Imageproblem. Im letzten Sommer hatte der Präsident Kilamba noch feierlich eröffnet – als Beispiel für die Art und Weise, wie die Sozialpolitik das Defizit an Wohnhäusern in Angola bekämpfen will.
In Angola befürchtet man nun, bald mit denselben Problemen kämpfen zu müssen, wie sie China, Spanien oder Irland bereits kennen: Dort stehen nach der geplatzten Immobilienblase vielerorts unbewohnte Geisterstädte oder leer stehende Gebäudekomplexe. Gebaut wurden sie während des grossen Baufiebers bis 2008. Für Menschen, die sich den Einzug heute, nach dem Platzen der Immobilienblase, nicht mehr leisten können.
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