Eine Frau ohne Zuhause
Nervös trommelnde Finger, gedruckte Sätze und kindliches Lachen: Ein Treffen mit Natascha Kampusch in Wien.
Im Vorfeld unterscheidet sich nichts von einem Interview mit einem Popstar: Ein Presseagent versucht, möglichen Abnehmern Bedingungen zu diktieren, es wird um die Länge des Gesprächs und um die Deckung der Spesen gefeilscht, er setzt Druck auf, wo er nur kann. Möglichst viele Medien sollen möglichst ausführlich berichten. «Der Schwamm gehört ausgepresst», schreibt er wörtlich. Dabei geht es nicht um eine berühmte Sängerin oder einen Sänger, sondern um das Opfer eines unvorstellbaren Verbrechens. Die Österreicherin Natascha Kampusch, heute 25 Jahre alt, wurde während 3096 Tagen von einem Mann namens Wolfgang Priklopil in Gefangenschaft gehalten, von ihrem 10. bis zu ihrem 18. Lebensjahr. Achteinhalb Jahre mit nur einer Bezugsperson.