
Kürzlich führten wir ein sehr angeregtes Interview mit Alt-Bundesrat Pascal Couchepin in seiner Residenz in Martigny. Den Kaffee am Bahnhof bestellten wir auf Französisch, das Gespräch mit Couchepin führten wir glücklicherweise auf Deutsch. Nach der Autorisierung schickte uns Couchepin eine Mail mit der Bitte um eine einzige Änderung. Es ging um junge Rechtspolitiker, um gewisse Nuancen und um Sektiererei, war auf Französisch abgefasst und stellte uns vor fast unlösbare Probleme. Wir zeigten die Textstelle einem, zwei, drei Kollegen, bis wir endlich glaubten, den ehemaligen Bundesrat richtig verstanden zu haben. Ja, Französisch ist schwierig für einen Deutschschweizer. Und ja, wenn jetzt zum gefühlten tausendsten Mal der Sprachenstreit zwischen der West- und der Ostschweiz ausbricht, werden wir wieder ganz viele solcher Anekdoten zu lesen und zu hören bekommen. Schüler, die nach fünf Jahren Französischunterricht nicht nach dem Weg zur «gare» fragen können. Studenten aus der Deutschschweiz und der Romandie, die sich auf Englisch unterhalten. Erwachsene, die noch nie den anderen Landesteil besucht haben.
Eine fremde Sprache
Und plötzlich steht wieder der nationale Zusammenhalt auf dem Spiel. So gross ist dieser nicht – trotz Zwang zu Frühfranzösisch.