Eine «Gummiregel» für die Goalies
Eine neue Regel im Schweizer Eishockey könnte zunächst für Verwirrung und Diskussionen sorgen.

Mit der ersten Cuprunde heute Dienstagabend startet die Saison 2018/19 für die National-League-Teams. Wie jedes Jahr gibt es Regeländerungen. Die dieses Mal vielleicht wichtigsten zwei betreffen vor allem die Torhüter. Der auf dem Eisfeld blau eingezeichnete Torraum wurde verkleinert und den NHL-Massen angepasst.
«Ich weiss noch nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll», sagt Berns Leonardo Genoni. «Ich musste mich zunächst bei der Positionierung im Tor anpassen», meint HCD-Goalie Gilles Senn. Genoni sieht im nun klar weniger breiten Torraum möglicherweise sogar eine Hilfe: «Ich merke dank der Markierung nun eher, wenn ich seitlich zu weit vorne stehe. Der grössere Torraum verleitete dazu schon ein wenig.»
Die Änderung aus der Vogelperspektive
Der auf den ersten Blick kleine Unterschied könnte grössere Auswirkungen auf das Spiel rund um die Tore haben. Senn vermutet, dass die Stürmer, die nun näher an den Goalie heranrücken dürfen, gerade im Powerplay «mehr Abpraller provozieren könnten. Auch, weil sie selber mehr angeschossen werden dürften, wenn sie näher am Tor stehen.»
Rapperswils Melvin Nyffeler hingegen erwartet weniger im Überzahlspiel, dafür generell «mehr Rummel ums Tor herum.» Für den Aufstiegs-Goalie der Lakers sei das Ganze auch eine technische Stilfrage des Goalies: «Nicht alle Goalies spielen gleich. Es gibt solche, die aggressiver spielen, den Kontakt mit den Stürmern suchen – die betreffen die kleineren Masse des Torraums eher.»
Nur einer freut sich uneingeschränkt über den in Europa neuen, kleineren Torraum: Fribourgs Goalie Reto Berra, der soeben nach fünf Jahren in Nordamerika in die Schweiz zurückgekehrt ist. Er sagt: «Das ist wie in der NHL. Also tiptop für mich.»
«Es wird Fingerspitzengefühl brauchen»
Die zweite neue «Goalie-Regel» dürfte bei Torhütern, Schiedsrichtern, aber auch Zuschauern für mehr Diskussionen sorgen. Es geht um Spielverzögerung: Dem Torhüter ist es nur noch dann gestattet, den Puck zu blockieren und damit für einen Unterbruch zu sorgen, wenn er sich in einer «Druck-Situation» befindet. Ansonsten gibt es eine 2-Minuten-Strafe.
«Druck-Situation»? Diese wird vereinfacht gesagt mit «Gegenspielern in der Nähe» definiert. Tönt wie «Gummiregel», ist «Gummiregel» ...
Völlige Klarheit herrscht eigentlich nur in einer Situation: Die 2-Minuten-Strafe gibt es zwingend, wenn der Goalie den Puck dann blockiert, wenn er sich mit dem ganzen Körper ausserhalb des Torraums befindet – egal, ob unter Druck oder nicht. «Da gibt es schon Situationen, in denen du neu reagieren musst», sagt Senn: «Zum Beispiel, wenn du dich auf einen frei liegenden Puck stürzt und dabei aus deinem Torraum rutschst.» (siehe dazu Beispiel/Szene 2 im Video ganz unten)
Bei allen anderen Situationen gilt: «Da wird sehr viel Fingerspitzengefühl von den Schiedsrichtern verlangt», sagt Berra. Diese sprachen in der Vorbereitung bei jedem Club vor, zeigten Videos. Für Genoni eine spezielle Erfahrung: «Ich kam mehrmals in diesen Sequenzen vor – mit Beispielen, wann man den Puck neu eben nicht mehr blockieren darf …»
Schwierige Regel – auch für die Schiedsrichter?
Gespannt sind alle auf die Umsetzung. «Es ist für die Schiedsrichter eine schwierige Regel», glauben Genoni und Senn unisono. Sorgen macht sich aber keiner der Goalies: «Ich spiele eh gerne den Puck, bin gut am Stock», sagt Berra. «Es scheint zwar viel Willkür dabei zu sein, aber ich kann damit leben», sagt Nyffeler. Und Genoni spricht aus, was auch viele andere Goalies denken: «In der NHL gehen sie noch viel weiter mit neuen Regeln ‹gegen› uns Goalies.»
Video-Beispiele der neuen Zeitverzögerungsregel für Goalies:
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