«Eine hochgefährliche Behörde»
Nach dem Tötungsdelikt an zwei Kindern in Flaach ZH wird die Kritik an der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) immer lauter. Auch der Grossvater der beiden Kinder meldet sich zu Wort.

Nach der Tötung zweier Kinder in Flaach ZH, bei der die Mutter als Tatverdächtige gilt, wird jetzt Kritik an der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) laut. In der Zeitung «Schweiz am Sonntag» sagt die Basler Schriftstellerin Zoe Jenny: «Der Fall macht fassungslos. Hätte man diese Mutter mit ihren Kindern in Ruhe gelassen, würden diese jetzt noch leben.» Jenny engagiert sich seit längerem gegen die Kesb. Sie sei eine reflexionslose und hochgefährliche Behörde.
Eine Sprecherin der zuständigen Kesb Winterthur-Andelfingen sagt zur Zeitung: «Wir werden den Fall nochmals genau analysieren.» Kesb-Chef Ruedi Winet spricht gegenüber der «SonntagsZeitung» von einem «grauenvollen Missverständnis»: Die Mutter habe gewisse Signale der Behörden falsch verstanden. So sei die Anweisung, dass der Beistand erst 2016 einen Rechenschaftsbericht hätte abgeben müssen, eine reine Formalie gewesen. Auch sei noch kein abschliessender Entscheid gefällt worden.
Vorwürfe muss sich auch der Bezirksrat Winterthur-Andelfingen gefallen lassen, er hatte die Beschwerde der Mutter an Silvester abgelehnt. Gemäss Informationen der «Schweiz am Sonntag» war es der zweite Vizepräsident des Bezirksrats, der den Entscheid traf. Meinrad Schwarz, der Präsident, war abwesend. Er sagt, bis Ende Jahr seien nur zwei Tage geblieben, um die Akten der Kesb und der Anwältin zu sichten.
Grossvater spricht von «Nacht- und Nebelaktion»
Bei den Behörden ist die Bestürzung gross und die Nervosität zu spüren. Die Frage, ob die Kinder bei einem anderen Entscheid noch am Leben sein könnten, kommentiert Schwarz nicht. «In der summarischen Prüfung der Akten wurde kein Hinweis gefunden, um mit der von der Mutter geforderten superprovisorischen Verfügung den Kesb-Entscheid zu ändern oder aufzuheben und die Kinder auch nach dem 4. Januar bei der Mutter zu lassen», sagt er. Darüber, warum die Kinder nicht den Grosseltern anvertraut wurden, könne er nichts sagen.
Der Grossvater der Kinder meldet sich in der «NZZ am Sonntag» zu Wort. Auch er äussert Kritik an der Kesb. Die Behörde habe der Mutter nach der Entlassung aus der Untersuchungshaft versprochen, dass sie die Kinder ab dem 19. Dezember wieder zu sich nach Hause nehmen dürfe. In einer «Nacht- und Nebelaktion» habe die Kesb am 23. Dezember aber einen gegenteiligen Beschluss erlassen. Die Beschwerde der Mutter beim Bezirksrat Winterthur wurde am 31. Dezember abgelehnt. Danach habe die Mutter aus Verzweiflung die Tat begangen.
«Verantwortungsbewusste Menschen»
Ausserdem hätten die Grosseltern schon Anfang November die Kesb gebeten, ihre Enkel vorübergehend bei sich aufzunehmen zu dürfen. Das sagt der Grossvater der getöteten Kinder im «SonntagsBlick». Die Bitte hätten sie in einem Mail vom 24. November wiederholt. Die Behörde ging aber nicht darauf ein, nicht einmal eine Antwort bekamen die Grosseltern laut «SonntagsBlick».
Dabei hätten die Grosseltern ihren Enkeln ein gutes Zuhause bieten können. Der Grossvater hat demnach einen Kaderjob bei den Zürcher Verkehrsbetrieben (VBZ), die Grossmutter ist Hausfrau. Beide engagieren sich in ihrem Wohnort bei der freiwilligen Feuerwehr und im Samariterverein.
Seine Fähigkeit, Krisensituationen zu bewältigen, habe der Grossvater ausserdem schon bewiesen: Beim Swissair-Unglück vor Halifax 1998 leitete er ein Care-Team vor Ort. «Hätte uns die Kesb nur einmal gegoogelt, hätte die Behörde gewusst, dass wir verantwortungsbewusste Menschen sind», sagt der Mann.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch