Eine Lücke von 17 Millionen
Erreichen beide Schweizer Clubs die Gruppenphase der Champions League, erhält der FC Basel viel mehr Geld als Meister YB.

Xavier Naidoo würde ganz gut passen. «Dieser Weg wird kein leichter sein», nuschelte der Soulsänger während der WM 2006 dem deutschen Nationalteam ins Ohr. Und das gilt ja jetzt auch für die Young Boys und noch mehr für den FC Basel, wenn sie in diesem Jahr in die Gruppenphase der Champions League wollen.
Die Berner müssen zwar «bloss» die Playoffs überstehen. Für die Basler aber beginnt der Weg schon am Dienstag in der zweiten Qualifikationsrunde auswärts beim griechischen Vertreter PAOK Saloniki. Drei Runden müssen sie überstehen, um ins gelobte Land der Königsklasse zu kommen.
Auch wenn die möglichen FCB- und YB-Gegner Namen wie Ajax Amsterdam, Dynamo Kiew, Eindhoven oder Celtic Glasgow tragen: Es besteht die Chance, dass in dieser Saison zum ersten Mal zwei Schweizer Vertreter an der Gruppenphase der Champions League teilnehmen, in der Milch und Honig fliessen.
Ungleiche Verteilung
Wobei die Basler unglaublich viel mehr Milch und Honig erhalten würden als die Berner. Ab dieser Saison sieht nämlich nicht mehr jeder Teilnehmer gleich viel Startprämien. Stattdessen wird eine Rangliste aus den europäischen Resultaten des letzten Jahrzehnts und historischen Titelgewinnen erstellt. Anhand dieser Liste werden 585 Millionen Euro ungleich unter den 32 Teams verteilt.
Der Verein mit dem schlechtesten Koeffizienten erhält davon einmal 1,11 Millionen zum Sockelbetrag von 15,25 Millionen Euro hinzu. Der bestklassierte Club 32-mal 1,11 Millionen. So geht Hoffenheim mit garantierten 16,4 Millionen Euro in die Gruppenphase – und Real Madrid mit 50,7.
Das ist ein Teil des Deals, den die europäischen Grossclubs 2016 ausgehandelt haben, als sie drohten, eine eigene Superliga zu gründen. Als Grundsatz gilt: Wer schon gross und erfolgreich ist, dem wird deutlich mehr gegeben als den Kleinen und den Emporkömmlingen.
Die Differenz zwischen dem FCB und YB
Dieses System hat auch krasse Auswirkungen darauf, wie das Geld auf die Schweizer Clubs verteilt würde. Der FCB profitiert von seinen langjährigen Erfolgen auf europäischem Parkett. Er stünde bei einer Qualifikation mindestens auf Rang 17 der «Geld-Rangliste» und dürfte knapp 32 Millionen Euro an Startprämien einstreichen. Die Young Boys dagegen könnten derzeit bloss Lok Moskau und Hoffenheim hinter sich lassen. Womit sie 14,4 Millionen Euro weniger erhalten würden als der FCB. Also fast 17 Millionen Franken Unterschied: Das ist mehr, als das Jahresbudget von Thun oder Neuchâtel Xamax beträgt.
Und das Problem geht noch tiefer. Selbst wenn Berner und Basler sich in den kommenden Jahren abwechslungsweise für die Champions League qualifizieren würden, könnte YB den Rückstand in der Geld-Rangliste kaum oder nur sehr langsam aufholen. Die Basler würden für jede Teilnahme mit deutlich mehr Geld belohnt – und könnten diesen Vorteil auf dem Transfermarkt ausspielen.
Kein Wunder, haben die Berner keine Freude an der Art, wie das Geld im europäischen Fussball neuerdings verteilt wird. «Als Fussballliebhaber empfinde ich das als eine gefährliche Entwicklung», sagt Wanja Greuel. Mit Blick auf die Super League warnt der CEO der Young Boys: «Die kompetitive Balance gerät so in Gefahr.»
Genau das stösst auch der Swiss Football League sauer auf. Ihr CEO Claudius Schäfer stellt fest: «Das neue Entschädigungsmodell vergrössert die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Clubs in der gleichen Liga markant, was negative Auswirkungen auf die Ausgeglichenheit des heimischen Wettbewerbs hat.»
Die Forderung von Schäfer nach mehr Solidarität
Schäfer ist auch Vorstandsmitglied der European Leagues. Diese Vereinigung professioneller Ligen aus 24 Ländern wehrt sich dagegen, dass sich die europäischen Grossclubs immer noch mehr Geld zuschanzen. Und es sind auch grosse Ligen wie die englische Premier League oder die spanische La Liga, die Angst davor haben, dass ihre Meisterschaften durch die europäischen Prämien beeinflusst werden.
Die European Leagues verlangen deswegen, dass mehr Geld von der Champions in die Europa League fliesst. Und dass mehr Geld als sogenannte «Solidaritätszahlungen» direkt an die nationalen Ligen ausgeschüttet wird. «Sie sollen jenen Clubs zugute kommen, die nicht an europäischen Wettbewerben teilnehmen», sagt Schäfer, «damit soll die Ausgeglichenheit innerhalb der Ligen gestärkt werden.»
Kurzfristig allerdings ändert sich nichts. Der aktuelle Modus gilt für den Zyklus von 2018 bis 2021. Ob dann die European Leagues genug Muskelkraft haben, um den Grossclubs bei den Verhandlungen über die Geldverteilung in der nächsten Periode die Stirn bieten zu können?
Der Appell von Burgener an die Konkurrenz
Die Basler jedenfalls plagt kein übermässig schlechtes Gewissen, weil sie im Windschatten der gierigen Grossclubs zum Profiteur werden könnten. «Der FCB hat ja auch viel dafür geleistet, dass zwei Schweizer in der Qualifikation zur Champions League starten», sagt Präsident Bernhard Burgener. Tatsächlich hat Basel über 50 Prozent der Punkte erspielt, dank denen die Schweizer Liga derzeit im europäischen Ranking auf Platz 13 steht.
Burgener lässt dieser Feststellung sogar einen Appell an die nationale Konkurrenz folgen: «Vielleicht ist diese Prämienverteilung auch ein Weckruf, damit sich die Clubs nicht mehr nur auf die Schweizer Liga konzentrieren. Am Ende profitieren doch alle, wenn sich alle engagieren.» Was Burgener anspricht: Die Schweiz braucht in diesem Jahr dringend europäische Erfolge. Sonst droht sie ihren zweiten Platz in der Qualifikation zur Champions League zu verlieren. Und das wäre dann sowohl für den FCB als auch für YB schlecht.
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