Eine Nacht beim Wipkinger Orakel
Fast nackte Tänzer, leuchtende Creme und rätselhafte Prophezeiungen: Das Protokoll einer schrägen 10-Stunden-Performance.

22.02 Uhr: Mit dem Schlafsack in der Hand und einem mulmigen Gefühl im Bauch stehe ich in der Schlange vor der Tempelwächterin Mamma Fortunella. Sie instruiert alle, die in der temporären Ritualstätte im Tanzhaus Wipkingen Rat suchen wollen. Diesen geben die beiden postmodernen Orakelhexen Valérie Reding und Ivan Monteiro. «Know Thyself... but not too much» heisst das Werk der beiden Zürcher Performer. Zehn Stunden soll es dauern – am Stück. Ich bin skeptisch, ob ich während einer Nacht die transzendentale Offenbarung erlebe, dazu in Gesellschaft wildfremder Leute. Trotzdem gebe ich mich, mit einem Espresso gestärkt, dem Spektakel hin. Es gebe Schlafmöglichkeiten, deshalb solle man den Schlafsack mitbringen, hiess es. Ich komme mir komisch vor, als Einzige in der Reihe daran gedacht zu haben.