
So heiss war der Zürichsee im September noch nie – bildlich gesprochen. In der Hitze aber lahmt das Hirn, Gedanken tendieren zur Gasförmigkeit. Man kennt das aus der Sauna. Darum haben wir ein Problem.
Der Volkszorn über den 5-Franken-Zuschlag für Schifffahrten ergiesst sich zurzeit über jene Sparpolitiker, die diesen als zwingenden Beitrag zur Sanierung des Staatshaushaltes sahen. Die Empörung ist umso grösser, als Finanzdirektor Ernst Stocker einen 76-Millionen-Überschuss für 2018 in Aussicht gestellt hat und schwarze Zahlen für die Folgejahre. Wozu sind da die 3 Millionen, die der Schiffsfünfliber bringen soll, noch nötig?
Dieser taugt in der öffentlichen Debatte nur noch als Ärgernis, neuerdings sogar als «Jobkiller». Es kursieren Geschichten von zivilem Ungehorsam, von Schiffspersonal, das die Augen zudrückt und den Zuschlag vorsätzlich vergisst. Oder von traurigen Schulreisen, die aus Kostengründen die Fahrt über den Zürichsee auslassen. Die Liste liesse sich beliebig verlängern.
Politiker wollen ein schnelles Ende
Wenn das Volk kocht, macht das Eindruck auf seine Vertreter im Parlament. Von links bis rechts lassen viele durchblicken, dass der Fünfliber bald wieder abgeschafft werde. Nächste Gelegenheit ist die Budgetdebatte im Dezember: Das Parlament könnte dem Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) 3 Millionen mehr zusprechen, verbunden mit der Bitte, auf den Zuschlag zu verzichten.
Ein solcher Handstreich gegen den Schiffsfünfliber ist wahrscheinlich, aber er hätte einen Schönheitsfehler – egal, wie er ausgeht, und egal, wie man zum Thema steht. Die Gefahr liegt darin, dass der Entscheid wohl auf Basis mangelhafter Informationen gefällt würde. Dass Emotionen und gekränktes Gerechtigkeitsempfinden den Ausschlag geben statt Zahlen und Fakten. Genau so, wie man das von einem Parlament nicht will.
Das liegt zum Teil am ZVV, der sich weigert, vor Jahresende seine Bücher zu öffnen. Er verkennt die unkontrollierbare Eigendynamik politischer Debatten und dass man seine Agenda bisweilen danach richten muss. Sofern ihn das Parlament nicht rechtzeitig zum Umdenken bewegt, bleibt es bei der Intransparenz.
Damit wäre der Schlamassel angerichtet – und die Bühne frei für einen weissen Ritter, der uns davon erlöst und dabei selbst im hellsten Licht erstrahlt. Die Idealbesetzung für diese Rolle wäre: die Zürcher Kantonalbank. Sie feiert bald ihren 150. Geburtstag und möchte der Bevölkerung ein Geschenk machen, das ihre Verbundenheit zu Stadt und Kanton unterstreicht. Dabei dachte sie an eine Seilbahn über den Zürichsee. Eine kecke Idee, aber kein zwingendes Geschenk der Sorte: «Genau das habe ich mir schon immer gewünscht!» Warum nicht den Zürcherinnen und Zürchern das geben, was sie wirklich wollen? Die ZKB könnte ihnen den Schiffzuschlag schenken – und sich selbst einen unbezahlbaren Auftritt.
Warum die ZKB einspringen sollte
Die Argumente gegen das Naserümpfen sind zahlreich. Erstens: Für 30 Millionen Franken könnte die Bank den Schiffszuschlag volle zehn Jahre lang übernehmen – im Vergleich mit der Seilbahn wäre das doppelte Wirkungsdauer zum halben Preis. (Zudem ist es nur ein Prozent jenes Betrags, den die Bank ohnehin jährlich an Kanton und Gemeinden ausschüttet.) Zweitens wäre es eine Win-win-Situation: Der Kanton muss nicht auf die Zusatzeinnahmen verzichten, die Schifffahrt gewinnt jene Passagiere zurück, die der Zuschlag vergrault hat.
Drittens: Was ist sympathischer? Den Leuten einen symbolischen Schiffsfünfliber schenken oder ihnen 5 bis 15 Franken für die Fahrt in einer «geschenkten» Seilbahn abnehmen? Viertens: Die Seilbahn könnte fürs Image der ZKB zur Belastung werden, falls es deshalb zum Streit mit Anwohnern kommt. Beim Schiffsfünfliber droht das nicht. Fünftens: Der PR-Effekt wäre weniger laut, liesse sich aber sichern, indem man zum Beispiel auf dem Schiff ein Gratisbillett verteilt: «Ihr Schiffszuschlag – ein Geschenk der ZKB.» Sechstens kennt die Bank das Geschäft: Sie schenkt jungen Kunden schon den ZVV-Nachtzuschlag.
Und falls es nicht ohne Seilbahn geht: Warum nicht das eine tun, ohne das andere zu lassen?
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Eine neue Idee für den Schiffs-Fünfliber
Sechs Gründe warum die ZKB den Zürchern den Fünfliber schenken sollte.