Eine Stimme für die U-21-Jährigen
Der Kanton Zürich hat neuerdings ein Jugendparlament. Am Kick-off-Event vom Samstag wird klar, dass ein Kick in Sachen Jugendpolitik dringend nötig ist.
Sie stecken voller Tatendrang, die knapp 40 Mitglieder des Zürcher Jugendparlaments. Erst am Freitag hat der Regierungsrat den privaten Verein «Jugendparlament Kanton Zürich» öffentlich anerkannt, am Tag darauf laden die Jungparlamentarier bereits zum «Jugend Politik Tag» ins Zürcher Rathaus.
Wie kann ich mich politisch engagieren? Welche Gremien gibt es bereits? Wie funktioniert ein Parlament, und wie gestalte ich eine politische Kampagne? Über solche und ähnliche Themen konnten sich die rund 80 Teilnehmer des Events am Samstagnachmittag an Workshops, Referaten und an einer Podiumsdiskussion mit der Regierungsrätin Jacqueline Fehr (SP) informieren.
Erst fünf Gemeinden haben ein Jugendparlament
Das Ganze war gleichzeitig der Eröffnungsanlass des Zürcher Jugendparlaments. Ein «Kick-off-Event», wie es die Veranstalter nannten. Ein solcher Kick scheint auch dringend nötig zu sein. Denn obschon die Zürcher Verfassung festhält, dass Kanton, Gemeinden und politische Parteien «zur Vorbereitung der Jugendlichen auf die Mitwirkung und Mitverantwortung in Staat und Gesellschaft» beitragen müssen und seit April 2015 im Gemeindegesetz des Kantons Zürich steht, dass die Gemeinden ein Kinder- und Jugendparlament einführen können, existieren derzeit auf Kantonsgebiet erst fünf solcher Parlamente: in Dielsdorf, Dübendorf, Horgen, Rifferswil und Rüti.
Doch selbst dort, wo bereits ein Jugendparlament existiert, hat man mit Mitgliederschwund und personellen Wechseln zu kämpfen. Wie zum Beispiel in Horgen, wo es seit 1996 ein solches Parlament gibt. Um wieder Bewegung in die Sache zu bringen, veranstaltet die Gemeinde am 17. und 18. November die erste Horgner Jugendsession. Ziel des zweitägigen Anlasses sei es, gemeinsam mit den Jugendlichen eine politische Agenda zu erarbeiten und die Projektideen anschliessend direkt dem Gemeinderat zu übergeben, sagt Jugendarbeiterin und Mitorganisatorin Claudia Weber am Samstag in ihrem Workshop.
Mehr Mitsprachemöglichkeiten wünscht sich auch der 29-jährige Nicolas Egli für Jugendliche in Winterthur. Die Stadt mache zwar viel in Sachen Jugendarbeit, ein Jugendparlament gebe es aber nicht mehr. «Ich wollte mich an dieser Veranstaltung darüber informieren, welche Möglichkeiten es gibt, um eine solche politische Plattform aufzubauen», sagt der angehende Berufsschullehrer.
Politische Jugendförderung steckt in den Kinderschuhen
Maurus Blumenthal vom Dachverband Schweizer Jugendparlamente begrüsst dieses Engagement: «Wenn sich eine kleine Gruppe junger Leute aktiv für die Gemeinde einsetzt, reicht das schon aus, um andere Jugendliche ebenfalls dazu zu animieren.» Die politische Jugendförderung stecke in der Schweiz noch in den Kinderschuhen, sagt er. Vielen sei schlicht nicht klar, dass sie mit Politik Dinge verändern könnten, und sie kennten ihre Möglichkeiten zur politischen Mitwirkung noch nicht.
In einem Jugendparlament geht es nicht um Parteiarbeit, sondern um ein generelles politisches Engagement. Die 70 bestehenden Jugendparlamente in der Schweiz und in Liechtenstein sind alle unterschiedlich organisiert und laut Blumenthal stark lokal geprägt. Sie verfolgen aber alle das gemeinsame Ziel, sich für die Jugendlichen einzusetzen und in Jugendfragen Ansprechpartner für Behörden und Politik zu sein.
Politpodien für Jugendliche an Schulen
Damit auch die Jugendlichen im Kanton Zürich eine starke Stimme bekommen, wollen sich die Mitglieder des neuen Jugendparlaments laut Co-Präsidentin Sarah Schmid an einem Politstammtisch, an politischen Events und in den sozialen Medien mit ihnen austauschen und ihre Anliegen sammeln. Im Rahmen des Projekts «PolitStage» organisiert das Jugendparlament zudem Podiumsdiskussionen zu aktuellen politischen Themen an Zürcher Schulen. Es ist daher gut möglich, dass bis zur ersten Session des Jugendparlaments am 24. März 2018 noch weitere Mitglieder angeworben werden können – im Kantonsratssaal hätte es jedenfalls Platz für 180 Personen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch