«Einen Dreck getan» hätten die USA im Irak
In Ramadi fliesst Blut, im Pentagon gibts dafür nur Verachtung: Die Verbalsalve aus Washington Richtung Irak kommt schlecht an. Nun reagieren die USA.

Im Streit über die militärische Schlagkraft des Irak versucht die US-Regierung, die Wogen zu glätten. Vizepräsident Joe Biden telefonierte am Montag mit dem irakischen Regierungschef Haider al-Abadi und versicherte ihn der Unterstützung der USA im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat.
Am Sonntag hatte US-Verteidigungsminister Ash Carter dem irakischen Militär mangelnden Kampfwillen attestiert. Er bezog dies auf den Fall der westirakischen Provinzhauptstadt Ramadi, aus der irakische Soldaten trotz zahlenmässiger Überlegenheit vor dem IS geflohen waren. Carters Kritik rief in Bagdad grosse Empörung hervor. Der Pentagonchef habe «inkorrekte Informationen», erklärte Ministerpräsident Abadi. Dessen Sprecher Saad al-Hadithi fügte hinzu: «Wir sollten nicht die ganze Armee anhand eines Vorfalls beurteilen.» Die irakische Regierung sei der Ansicht, dass der Verlust von Ramadi auf schlechte Planung einiger zuständiger Kommandeure zurückzuführen sei.
Auch im Iran wurden die Worte Carters äusserst kritisch aufgenommen. Die Tageszeitung «Javan» zitierte General Kassim Soleimani mit den Worten, die USA hätten «einen Dreck getan», um den Vormarsch der IS-Jihadisten auf Ramadi zu stoppen. «Bedeutet das irgendetwas anderes, als Komplize in dem Stück zu sein?» fragte Soleimani, der eine Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarde befehligt. Es seien vielmehr die USA gewesen, die keinen Kampfwillen gezeigt hätten.
Starke Zermürbung
Nun übte sich die US-Regierung in Schadensbegrenzung. Biden habe in dem Telefonat mit Abadi die «enormen Opfer und den Mut» gewürdigt, den die irakische Armee in den vergangenen 18 Monaten in Ramadi und anderen Orten an den Tag gelegt habe, teilte das Weisse Haus mit. Auch habe der Vizepräsident die Entscheidung des Irak gelobt, weitere Truppen für eine Gegenoffensive zu mobilisieren.
Noch vor dem Telefonat Bidens versuchte ein ranghoher Vertreter der US-Regierung, die umstrittenen Worte Carters abzumildern. «Wir wissen, dass der irakische Rückzug (in Ramadi) auf eine intensive Welle von Selbstmordanschlägen folgte», sagte er. «Der Bezug auf den mangelnden Kampfwillen meinte ebendiese Episode, der 18 Monate starker Zermürbung der irakischen Truppen im Kampf gegen den IS vorausgingen.» Hinzu seien die von Bagdad eingeräumten Mankos beim Militärkommando, der Planung und der Verstärkung gekommen.
Der IS hatte Ramadi vor einer Woche unter seine Kontrolle gebracht. Die fliehenden irakischen Truppen hatten Waffen und Panzer in der Stadt gelassen, die den Extremisten in die Hände fielen.
AP/thu
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