Einen Roman anschauen
Daniela Löffners «Agnes» ist eine Verbeugung vor Peter Stamms gleichnamigem Werk – und schafft es nicht, sich wieder aufzurichten. Zu sehen ist das Stück in der Schiffbaubox.

Agnes rennt. Und rennt. Und das gleich im Doppel: Agnes rennt «Agnes» hinterher. Immer noch mal rund ums durchsichtige Plastikfoliengehäuse, das sich während der «Agnes»-Premiere vom Bühnenhimmel der Schiffbaubox herabgesenkt und eine feine Trennwand zwischen Fakt und Fiktion hochgezogen hat. Agnes, die wirkliche (Dagna Litzenberger Vinet), versucht, Agnes, die fiktive (Henrike Jörissen), einzuholen, und stürzt sich endlich schnaufend auf sie. Agnes überwältigt «Agnes», reisst ihr die Babypuppe aus den Armen und schleudert sie auf den Müllhaufen der schönen Lügen. Denn die Wahrheit ist: Ein Baby hatten Agnes und Robert nie; das heranwachsende Geschöpf hat sich bei einer Grösse von sechs Zentimetern aus dem Leben verabschiedet.