Einen Versuch ist es Wert
Das kontrollierte Zünden von Fackeln im Stadion könnte durchaus ein Lösungsansatz der Pyro-Problematik sein.
Eine Arbeitsgruppe der Stadt Zürich verhandelt mit GC- und FCZ-Fans über die Rahmenbedingungen, damit Pyro im Letzigrund gezündet werden darf. Die Gespräche sind weit fortgeschritten. Und es soll für einmal niemand voreilig «Blödsinn» schreien. Die Zürcher Bemühungen stehen auch für eine Versachlichung der Diskussion, die in der Vergangenheit höchst emotional und undifferenziert geführt wurde.
Viele Fussballfans der gemässigten Art können den Wunsch, im Stadion Fackeln zu zünden, nur schwer verstehen. Das ändert aber nichts am Verständnis der stimmungsmachenden und deshalb aus keiner Arena wegzudenkenden (Ultra-) Gruppierungen, Pyro als Teil der Fankultur zu sehen.
Dieser Drang zum Zünden ist nicht zu bremsen mit Gesetzen, Repression und Nulltoleranz, wie sie von Politikern und Beamten nach jedem grösseren Vorfall wieder ultimativ gefordert werden – und die langjährige Beobachter und Szenekenner als unnütz bezeichnen.
Die Debatte ist schon seit Jahren blockiert. Im und um das Stadion herum liefern sich Sicherheitsdienste und Ultras ein Katz-und-Maus-Spiel mit einseitiger Erfolgsbilanz: Das Zünden von Pyro ist gang und gäbe. Gerade in gegen aussen so offenen Stadien wie dem Letzigrund ist es auch mit gründlichsten Eingangskontrollen nicht zu verhindern, dass Pyrotechnik auf die Ränge geschmuggelt wird.
Das Zünden einer Fackel hat nichts mit Gewalt gegen Menschen zu tun, solange sie nicht geworfen wird. Wer glaubt, das komme in jedem Spiel vor, ist von der Realität weit entfernt. Fackelwürfe wie beim Zürcher Derby vor rund einem Jahr sind – glücklicherweise – die Ausnahme. Sie lassen sich vielleicht ganz eliminieren, wenn sich die städtischen Behörden und Fankurven-Anführer auf einen gemeinsamen Weg einlassen. Es könnte aber ein Weg sein, der die Möglichkeit schafft, in den heterogenen Kurven neue Benimmstandards zu schaffen und unbelehrbare, gewaltbereite Splittergruppen zu isolieren.
Deshalb ist er einen Versuch wert, der angedachte Zürcher Weg. Ein Weg übrigens, den die Norweger unter ganz ähnlichen Voraussetzungen bereits gegangen sind. Mit bislang grossem Erfolg.
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