Einmal Engel, immer Engel
Harfenistinnen wie Julie Campiche oder Kathrin Pechlof verwandeln den Jazz ins Filigrane und Flockige. Da klingt die Harfe auch mal trashig, hart oder dumpf.
Da müssen wir ihr recht geben, nicht? Die Harfe funktioniere nie und nimmer in einem explosiven Jazz, sagt Julie Campiche. «Im Hardbop von Art Blakey hätte es das Instrument schwer.» Die 31-jährige Genferin ist eine der wenigen Harfenistinnen, die mit ihrem Instrument den Vorstoss in den Jazz wagen. Die Tradition der Harfe ist eine andere, beginnend schon in der Bibel, wo David mit der Harfe die bösen Geister aus der Seele von König Saul spielt. Und ob in Haydns «Schöpfung» (1798), wo «die Engel ihre unsterblichen Harfen» rühren, oder in Tschaikowskis «Nussknacker», wo im Blumenwalzer die Harfenarpeggien endlos fluten und wallen: Man stellt sich vor, es spiele eine zierliche Harfenistin mit blondem Haar; fast denkt man, ihr müssten gleich Flügel wachsen. Wer würde da nicht an die Harfe als Engelsinstrument denken?