Eklat in griechischer Koalition
Gut ein Jahr nach der Wahl in Griechenland steht die Drei-Parteien-Koalition vor dem Aus: Die Demokratische Linke will die Regierungskoalition verlassen.

Die griechische Regierung taumelt, aber - zumindest noch - nicht gefallen. Einmal mehr richten sich ängstliche Blicke nach Athen, wo die Regierung nach dem Rückzug eines Koalitionspartners im Parlament nur noch eine knappe Mehrheit hat.
Wegen des Streits um die Schliessung der griechischen Rundfunkanstalt ERT hat die Demokratische Linke am Freitag die Regierungskoalition von Ministerpräsident Antonis Samaras verlassen. Die internationalen Geldgeber riefen die Politiker des Landes auf, für Stabilität zu sorgen. Die Börsen in Europa gaben angesichts der Sorge über ein Scheitern des internationalen Rettungsprogramms für Griechenland nach.
Abzug der Minister
Gemeinsam mit seinem zweiten Koalitionspartner, der sozialistischen Pasok, hat der konservative Regierungschef Samaras noch 153 der 300 Sitze im Parlament und damit eine knappe Mehrheit. Doch auch die Sozialisten - jahrzehntelang bitter verfeindet mit Samaras' Nea Dimokratia - sind über den Alleingang des Ministerpräsidenten bei der Schliessung des Staatssenders erzürnt. Am Donnerstag war ein dritter Krisengipfel der Parteispitzen zu dem Thema ohne Ergebnis zu Ende gegangen.
Die Demokratische Linke um Parteichef Fotis Kouvelis hatte tags darauf mit dem Abzug seiner beiden Minister aus der Koalition reagiert. Parteivertreter sagten, die Minister für Justiz und Reform des öffentlichen Dienstes, würden zurücktreten - ebenso wie zwei stellvertretende Minister. In einer Erklärung deutete die Partei an, dass ihre 14 Abgeordneten im Parlament die Regierung zumindest eingeschränkt unterstützen würden. Sie wolle ihre reformorientierte und pro-europäische Agenda fortsetzen, hiess es von der Demokratischen Linken.
Viel Arbeit vor sich
Eine Vertrauensabstimmung wollte der kleinste Koalitionspartner nicht fordern und Regierungssprecher Simos Kedikoglou erklärte, auch Samaras wolle sich keinem solchen Votum im Parlament stellen. «Es gibt keinen Grund dafür», sagte Kedikoglou dem Radiosender Alpha. «Es ist offensichtlich, dass die Regierung die Parlamentsmehrheit hat - und sie hat viel Arbeit vor sich.»
Vertreter der Europäischen Union riefen die Regierung dazu auf, diese Arbeit auch anzugehen.«Es wäre sehr wichtig, die politische Situation in Griechenland jetzt zu stabilisieren. Sofort. Und alle Energie auf die Umsetzung des Programms zu konzentrieren, um die Meilensteine zu erreichen», sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn. Die Regierung in Athen ist mit einigen Reformen, die sie für den Erhalt der Hilfskredite umsetzen muss, bereits im Verzug.
Auch der Streit um den Staatssender ERT ist nach dem dritten gescheiterten Krisengipfel längst nicht beigelegt. Samaras hatte die Schliessung des Senders aus Spargründen ohne Absprache mit seinen Koalitionspartnern beschlossen. Er wollte mit der Streichung von 2656 Stellen EU- und IWF-Auflagen zur Verringerung der Zahl der Beschäftigten im öffentlichen griechischen Dienst erfüllen. Ein Gericht erklärte die Entscheidung jedoch für unrechtmässig. Seitdem versuchen die Regierungsparteien einen Kompromiss über das Schicksal des Senders zu erreichen.
SDA/cpm/bru
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch