Elvis lebt – in Uetendorf
Heute vor 40 Jahren ist Elvis Presley gestorben. Peter Müller aus Uetendorf hält die Erinnerung an den King of Rock 'n' Roll am Leben und imitiert ihn seit nunmehr 30 Jahren.
Memphis, 16. August 1977. Elvis Presley liegt im Badezimmer seines Anwesens Graceland. Er ist tot. Seine Leiche wird um 13.30 Uhr von seiner Verlobten gefunden. Stunden später vor einem Fernseher im bäuerlichen Heimenschwand. Peter Müller, knapp zehn Jahre alt, sitzt neben seiner Grossmutter und weint. Die Nachricht von Elvis' Tod flimmert über den Bildschirm. Es ist eine Meldung, die das Leben des Buben für immer prägen wird.
Uetendorf, 40 Jahre später. Die Dorfstrasse schlängelt durch die verschlafene Gemeinde. Autogaragen wechseln sich mit Nagelstudios ab und werden gelegentlich durch Häuser mit präzise geschnittenem Rasen unterbrochen. Kurz bevor die Strasse durch das Nirgendwo in Richtung Thun führt, grenzt sie an einen Weg, an dem mehrere Wohnhäuser liegen. Müller wohnt im zweithintersten. Aus dem weinenden Buben ist ein Mann mit tiefer Stimme und breiten Schultern geworden. Die schwarzen Haare sind nach hinten gekämmt, die Koteletten reichen bis unter die Ohren. Er sitzt am Gartentisch neben dem rechteckigen Pool. Zwei neugierige Terrier trotten über den gepflegten Rasen.
Seit 30 Jahren imitiert Müller Elvis Presley. Wieso tut er das? Müller zündet sich eine Zigarette an und beginnt zu erzählen. Erst durch dessen Tod habe er von Elvis' Existenz überhaupt erfahren. «Seit dann hat es in meinem Hirn ‹einen Ecken› abgeschlagen, der bis heute nicht so ganz repariert werden konnte.» Von da an habe es bei ihnen zu Hause nur noch Drama gegeben. «Blockflöte und Schwyzerörgeli war bei uns Trumpf – ich wollte aber eine Gitarre.» Er tyrannisierte seine Eltern und hatte damit Erfolg. An Weihnachten lag eine Westerngitarre unter dem Baum. Von da an wandelte Müller auf den Spuren Presleys.
Unbeliebter Helikopter
«Manchmal frage ich mich, wieso die Leute überhaupt noch kommen», sagt Müller. Als er begann, in die Rolle des hüftschwingenden Sängers mit der berühmtesten Haartolle der Welt zu schlüpfen, war nicht daran zu denken, dass er das auch noch 30 Jahre später tun würde. Noch immer absolviert er 30 bis 40 Auftritte pro Jahr, singt Elvis' Hits, wechselt pro Auftritt mehrmals sein Kostüm, baut Motorräder, Autos und Feuerwerk in seine Shows ein. Zu viel Spektakel kommt beim Publikum aber nicht an, sagt Müller. Er spricht aus Erfahrung. Bei einem Konzert zum 30. Todestag von Elvis liess er sich mit einem Helikopter zur Bühne fliegen. «Ich wollte dem Publikum eine gute Show bieten.» Doch es war zu viel des Guten. «Viele dachten, ich sei grössenwahnsinnig geworden.»
Worin liegt die Schwierigkeit, Elvis zu imitieren? Es ist eine Frage, die Müller ins Grübeln bringt. «Ein guter Elvis-Imitator muss sich bewusst sein, dass er das Original nie erreichen wird.» Er strebe denn auch keine möglichst identische Interpretation von Elvis an. «Ich wollte auch immer einen Teil von mir einbringen.» Darin sieht er keinen Nachteil auf dem hart umworbenen Elvis-Nachahmer-Markt. Oft tritt er an Firmenanlässen auf, bei dem sein Publikum nicht gerade auf einen Elvis-Imitator gewartet hat. «Manchmal ist es ein harter Kampf, die Zuschauer für mich zu gewinnen.» Durch persönliche Anekdoten auf Berndeutsch schaffe er es aber meistens doch noch.
Nicht bis 60
Müller arbeitet hauptberuflich bei einer Spedition für Grossküchen. Ganz auf die Elvis-Karte setzen wollte er nie. Dabei hätte er es gekonnt. «Anfragen von Agenturen aus Deutschland lagen auf dem Tisch.» Doch Müller schlug diese aus. «Ich bin einfach nicht der Typ dazu. Es würde mir zu wenig Freiraum geben.» Für ihn sei es einfach ein «super cooles Hobby».
Elvis wurde 42 Jahre alt. Müller wird demnächst 50. Wie lange wird er noch als Presley-Double durchgehen? «Bis 60 werde ich das bestimmt nicht mehr machen.» Denn bei aller Liebe zu Elvis will er nicht dessen Endphase nachahmen. «Seine letzten Konzerte hätte er wohl lieber nicht gespielt.»
Am Samstag, 19. August, organisiert Peter Müller eine Elvis-Night in der Badi Uetendorf.
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