Emir von Katar will Militärintervention in Syrien
Erstmals sagt ein arabischer Staatschef, er befürworte, dass Truppen nach Syrien geschickt werden. In den Städten geht derweil das Blutvergiessen weiter.

Inmitten des anhaltenden Blutvergiessens in Syrien hat sich der Emir von Katar für eine arabische Intervention ausgesprochen. Um die Gewalt zu beenden, sollten Truppen nach Syrien geschickt werden, sagte Scheich Hamad Chalifa al Thani dem US-Sender CBS. Damit befürwortete er laut den vorab veröffentlichten Auszügen aus der am Sonntagabend ausgestrahlten Sendung «60 Minutes» als erster arabischer Staatschef ein militärisches Eingreifen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief den syrischen Präsidenten Baschar Assad abermals zu einem Ende der seit über zehn Monaten anhaltenden Gewalt auf. «Heute sage ich wieder an Präsident Assad in Syrien gerichtet: Stoppen Sie die Gewalt. Hören Sie auf, ihr eigenes Volk zu töten», erklärte Ban auf einer Konferenz über Demokratie in der arabischen Welt am Sonntag in Beirut. Die Tage der Alleinherrscher und Familiendynastien im Nahen Osten seien vorüber, sagte Ban weiter.
«Das Töten geht weiter»
In der Stadt Homs wurden am Samstag nach Angaben von Aktivisten wieder zwei Menschen erschossen, als Soldaten das Feuer eröffneten. Am Sonntag meldeten Menschenrechtler mindestens sieben Tote in Homs und einen aus der Provinz Idlib. Auch libanesische Behörden meldeten den Tod eines Jugendlichen, der von einer Kugel getroffen wurde, die von der syrischen Seite der Grenze kam.
«Die Tötungen gehen weiter und immer noch werden Menschen festgenommen», sagte der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil Elarabi, in Bahrain. Er kündigte ein Treffen der Aussenminister für Ende der Woche an, bei dem über das weitere Vorgehen entschieden werden solle.
Fehlende Erfolge der Beobachtermission der Arabischen Liga haben die Frustration in der Bevölkerung zusätzlich wachsen lassen. Seit die Beobachtermission Ende Dezember begann, ist die Zahl der Opfer laut UN um mehrere hundert weiter gestiegen. Mittlerweile steuert sie nach UN-Schätzungen auf rund 5.500 zu.
Assad begnadigt Häftlinge
Assad gewährte nach Berichten der amtlichen Nachrichtenagentur SANA am Sonntag eine Generalamnestie für als solche deklarierte Verbrechen, die seit dem Beginn der Protestbewegung begangen wurden. Betroffen seien gewaltfreie Demonstranten, inhaftierte Besitzer nicht registrierter Waffen und jene, die bis Ende Januar ihre Waffen abgeben. Die Zahl der Begnadigten wurde nicht genannt.
Ebenfalls von der Amnestie betroffen sind dem Bericht zufolge Deserteure, die sich bis Ende Januar selbst stellen. Das Regime reagiert damit offenbar auf die zunehmende Zahl der abtrünnigen Soldaten und Aktivisten, die zu Waffen greifen. Den Deserteuren der Freien Syrische Armee, die gegen die Truppen von Assad kämpfen, schloss sich nach Angaben der Opposition nun auch ein syrischer Brigadegeneral an. Er wäre damit das ranghöchste Mitglied der syrischen Streitkräfte, das bislang übergelaufen ist.
Mostafa Ahmad al Scheik, stellvertretender Kommandeur der Streitkräfte im Norden Syriens, sei bereits vor zwei Wochen in die Türkei geflohen, sagte ein Mitglied des syrischen Nationalrats, Mahmud Osman, am Samstag. Gemeinsam mit anderen abtrünnigen Soldaten halte er sich in einem Lager nahe der Grenze auf. Nach Angaben des Anführers der Freien Syrischen Armee, Oberst Riad al Asaad, stehen tausende ehemalige Soldaten unter seinem Kommando.
Arbeiter bei Bombenexplosion getötet
Bei der Explosion einer Bombe sind im Norden Syriens nach Angaben von Aktivisten fünf Arbeiter ums Leben gekommen. Der am Strassenrand in der Stadt Chan Scheichun versteckte Sprengsatz sei am Sonntag detoniert, als ein mit Arbeitern besetzter Bus vorbeifuhr, teilte das in London ansässige Syrian Observatory for Human Rights mit.
Unterdessen sollen syrische Behörden damit begonnen haben, einheimischen und ausländischen Medien Genehmigungen für die Arbeit in Syrien auszustellen.
dapd/kle
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