Ensi segnet Mühleberg-Massnahmen ab
Die Atomaufsichtsbehörde Ensi verzichtet unter anderem auf die zuvor geforderte neue Zuganker-Konstruktion für das AKW Mühleberg. Für Grünen-Co-Präsidentin Regula Rytz ist das ein Kniefall.
Das ENSI hatte der Mühleberg-Betreiberin BKW im November 2013 insgesamt 18 Forderungen für den Weiterbetrieb bis zur Abschaltung 2019 vorgelegt. Die Fristen für die Umsetzung für den Grossteil sind inzwischen abgelaufen, die Massnahmen wurden innerhalb der Fristen realisiert.
Der BKW wurde auch erlaubt, zu vier Massnahmen, die für den unbefristeten Betrieb notwendig gewesen wären, Alternativen einzureichen. Diese liegen dem Ensi nun vor. Die Aufsichtsbehörde hat diese Eingaben unter die Lupe genommen und ebenfalls akzeptiert.
Diese Massnahmen betrafen Stabilisierungsmassnahmen am rissigen Kernmantel und die Realisierung einer erdbebenfesten und überflutungssicheren, von der Aare unabhängigen Kühlwasserversorgung. Weiter wurden ein zusätzliches Nachwärmeabfuhrsystem und ein erdbebenfestes und überflutungssicheres Brennelemente-Kühlsystems gefordert.
Grenzwerte für Risse im Kernmantel
Trotz der Risse sei der Kernmantel derzeit noch stabil genug, sagte Georg Schwarz, stellvertretender Ensi-Direktor, am Dienstag vor den Medien in Brugg AG. Der Mantel muss fortan bis 2019 bei jeder Jahresrevision eingehend untersucht werden.
Das Ensi legte zudem zwei technische Kriterien für die Risse am Kernmantel dar, die nicht überschritten werden dürfen. Es handelt sich um einen Spannungsintensitätsfaktor und um einen Grenzwert für die Länge der Querrisse. Letztere dürfen nicht grösser als 32 Zentimeter werden.
Nach heutigem Kenntnisstand gehw das Ensi davon aus, dass die Risse bis zur Ausserbetriebnahme 2019 des AKW Mühleberg die Grenzwerte nicht erreichen würden, sagte Schwarz. Sollte sich die Entwicklung jedoch unerwartet ändern, sei mit den Grenzwerten ein Abschaltkriterium definiert worden.
Auch ohne Zuganker stabil
Dass die Mühleberg-Betreiberin BKW nun doch nicht die Zuganker-Konstruktion des AKW-Kernmantels ersetzen muss, begründet die Schweizer Atomaufsicht Ensi mit der Stabilität dieses Mantels und der kürzeren Restlaufzeit der Anlage.
Als das Ensi Ende 2012 vom bernischen Energiekonzern den Ersatz der Zuganker bis zum Jahr 2017 gefordert habe, sei man von einer noch mindestens zehnjährigen Betriebsdauer ausgegangen. Das sagt Georg Schwarz, stellvertretender Ensi-Direktor, in einem am Dienstag aufgeschalteten Interview auf der Ensi-Internetseite.
«Mit dem Entscheid, die Anlage 2019 endgültig ausser Betrieb zu nehmen, hat sich die Lage verändert. Nun braucht es nicht mehr eine Lösung, die zehn oder mehr Jahre hält.» Mit dem neu geforderten Prüfprogramm zur Überwachung der Rissentwicklung im Kernmantel sei garantiert, dass dessen Integrität gewährleistet sei. Die Kriterien seien entsprechend festgelegt worden.
Wieso es in rostfreien Stählen zu Rissen komme, sei unterdessen sehr gut untersucht worden, sagt Schwarz: «Es liegen umfassende Daten zu den Bedingungen der Rissanfälligkeit und für das Risswachstum vor.» Die Schadenentwicklung könne immer besser vorausgesagt werden.
Staumauer verstärkt
Bereits umgesetzt wurde die Verstärkung der Staumauer des Wohlensees. Für die Kühlwasserversorgung erlaubt das Ensi dem AKW Mühleberg die Wasserentnahme aus dem Hochreservoir Runtigenrain in Radelfingen. Ursprünglich war geplant, das Wasser aus der Grundwasserfassung Saanetal zu beziehen.
Das Kühlsystem für das Brennelementebecken will die BKW in zwei Phasen verstärken. Zuerst sollen so genannte Eintauchkühler installiert werden. In einer zweiten Phase soll das Notfall-Kühlsystem in ein vollwertiges Sicherheitssystem umgebaut werden. Weitere Massnahmen muss das AKW Mühleberg auch hinsichtlich der Pumpen der Notkühlsysteme umsetzen.
Rytz: «Ensi geht vor der BKW in die Knie»
Dass die Schweizer Atomaufsicht Ensi die von der BKW eingereichten Massnahmen für den Betrieb des Kernkraftwerks Mühleberg bis 2019 akzeptiert, kommt bei den Grünen Schweiz nicht gut an. «Das Ensi geht vor der BKW in die Knie», sagt Co-Präsidentin Regula Rytz laut einer Mitteilung.
Die Grünen begrüssten zwar, dass die Mühleberg-Betreiberin BKW erstmals in der Schweiz einen Ausstiegsstermin für ein AKW festgelegt habe, heisst es in der Mitteilung. Das Ensi dürfe aber keine «gefährlichen Konzessionen» machen, nur weil die Mühleberg-Betreberin BKW das Werk nun schon 2019 abschalte.
In den Augen der grünen Berner Nationalrätin Rytz werden Atomkraftwerke just gegen Ende der Betriebsdauer am gefährlichsten. Die Betreiber verlören das Interesse, in Nachrüstungen zu investieren. Das Ensi versage nun dann, wenn es am nötigsten sei.
SDA/mb
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