Entwarnung: Ölleck stammt von anderer Quelle
Ein Ölleck in der Nähe des abgedichteten Bohrlochs im Golf von Mexiko hat gemäss der US-Regierung nichts mit der Katastrophen-Quelle zu tun. Derweil zieht BP einen neuen Plan aus der Tasche – für eine dauerhafte Abdichtung.
Der Krisenmanager der Regierung, Thad Allen, sagte, in einem Radius von gut drei Kilometern befinde sich noch eine weitere Ölquelle, die aber ausser Betrieb sei. Allen zufolge sind zudem fünf weitere Lecks in näherer Umgebung der Verschlusskappe. Sie seien aber sehr klein - «nicht unähnlich einem Ölleck, das Sie vielleicht in ihrem Auto haben» - und ebenfalls kein Anzeichen dafür, dass die Quelle undicht ist.
Seit Donnerstag hindert eine Auffangvorrichtung über dem defekten Bohrloch das Öl daran, ins Meer zu strömen. Mehrere Aussickerungen haben aber immer wieder die Befürchtung aufkommen lassen, der Verschluss könne neue Lecks im Untergrund hervorrufen - und die Katastrophe noch verschlimmern. Allen ordnete an, dass BP die Kappe einen weiteren Tag testen darf.
Die Erkenntnis, dass in der Nähe auslaufendes Öl aus einer anderen Quelle stammt, dürfte indes für Erleichterung sorgen. Sie macht aber auf ein anderes Problem aufmerksam: Eine Untersuchung der Nachrichtenagentur AP hat ergeben, dass die rund 27'000 aufgelassenen Quellen im Golf bisher nicht auf Lecks überprüft werden.
Mit Schlamm gegen das Öl
BP erwägt nach eigenen Angaben, schweren Schlamm durch die Ventile des Abdeckzylinders zu pumpen. Der Zylinder verschliesst seit Donnerstag das Bohrloch und verhindert, dass weiter Öl ins Meer strömt. Die Idee stecke «noch in den Kinderschuhen», aber ein Entscheid könne in wenigen Tagen getroffen werden, sagte BP-Manager Kent Wells am Dienstag.
Der Schlammbeschuss, bezeichnet als «Static Kill», wäre bereits das zwölfte technische Manöver von BP an dem Leck in 1500 Metern Meerestiefe - fast alle scheiterten. Ein ähnlicher Plan endete im Mai in einem Fiasko, nachdem der Ölmulti vergeblich tonnenweise Schlamm und Gummistücke ins offene Bohrloch geschossen hatte.
Nun seien die Chancen grösser, sagte Wells. Diesmal könne die schwere Flüssigkeit langsam durch die Öffnungen des dicht sitzenden Deckels ins Bohrloch geleitet werden. Mit einer solchen Operation könnte die Quelle früher dauerhaft verstopft werden als geplant.
Bereits ein Leck am Deckel
Bisher sieht der Zeitplan vor, dass die Quelle zwischen Ende Juli und Mitte August mit Bohrungen zum Ursprung der Quelle rund vier Kilometer unter dem Meeresboden entlastet wird. Durch diese neuen Bohrlöcher soll ebenfalls Schlamm und Zement in die Quelle geleitet werden - allerdings von unten.
Unsicher ist jedoch weiterhin, ob der Zylinder überhaupt dort bleibt, wo er jetzt ist. «Es ist derzeit verfrüht zu sagen, dass das Bohrloch geschlossen bleibt, bis die Entlastungsbohrung fertig ist», sagte der Einsatzleiter der US-Regierung, Thad Allen.
Schwere Schäden am Ökosystem
Die Bohrinsel «Deepwater Horizon» des britischen Ölkonzerns BP war im April nach einer Explosion gesunken und hatte die grösste Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA ausgelöst. Bislang strömten laut Schätzungen der Internationalen Energieagentur zwischen 2,3 und 4,5 Millionen Barrel Öl aus dem Bohrloch ins Meer.
In den amerikanischen Bundesstaaten Texas, Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida sind Küsten verschmutzt, das Ökosystem des Golf von Mexiko wurde schwer beschädigt. Auf Druck von US-Präsident Barack Obama etablierte BP einen Entschädigungsfonds mit 20 Milliarden Dollar.
dapd/sda/bru/raa
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