Thurston Moore Group in der Roten FabrikEr hält das Erbe von Sonic Youth hoch
Der New Yorker Gitarrist pflegt auch solo einen Mix aus Avantgarde und Zugänglichkeit. Am Dienstag spielt er mit seiner Band in seiner Zürcher Lieblingslocation.

Das muss man erst einmal schaffen: Thurston Moore hat sich Legendenstatus erspielt, und das, obwohl er während seiner Karriere stets alles andere getan hat, als gefallen zu wollen. Sein Standing hat natürlich in erster Linie mit der Band zu tun, die als kreatives Kollektiv auftrat, aus dem er doch herausstach: Sonic Youth.
Das New Yorker Quartett half, Alternative Rock auf die Welt zu bringen, und verband wie nur wenige Bands zugängliche Gitarrenmusik mit Kunst. «Teen Age Riot» ist eine Hymne der Neunzigerjahre, das Cover des Albums «Daydream Nation» ziert ein Gemälde von Gerhard Richter.
Integral für den Sound der Band war die Experimentierwut vor allem von Moore und Co-Gitarrist Lee Ranaldo. So wurden Gitarren ungewöhnlich gestimmt, um irgendwie anders, aber nur nicht nach dem Standard zu klingen. Der Legende nach kamen diese erst mal schief und wenig harmonisch tönenden Tunings auch aus dem Grund zustande, weil sich die Band lange keine teuren Instrumente leisten konnte. So kreierte die Band mit Kim Gordon am Bass und Steve Shelley am Schlagzeug einen ganz eigenen, unverkennbaren Klang.
Mit dem Ende der Ehe war auch die Band Geschichte
Dieser Kosmos aus Tönen hat sogar die Band selbst überlebt: Nachdem sich das Ehepaar Gordon-Moore 2011 getrennt hatte (Moore war Gordon untreu gewesen), war es auch um Sonic Youth geschehen. Auch wenn im Laufe der Jahre noch einige Livealben und Raritätensammlungen publiziert wurden und gerade Moore sich lange schwertat, das endgültige Ende einzugestehen, gingen die Mitglieder eigene Wege.
Während Ranaldo und vor allem Gordon in noch experimentellere Sphären entschwebten und Gordon mit «Girl in a Band» ein bemerkenswertes Buch über ihr Leben und ihre Zeit mit Sonic Youth schrieb, blieb Moore mit seinem Schaffen seither am nächsten am Sound der früheren Band.
Seine Soloalben vereinen viel von dem, was alte Sonic-Youth-Fans lieben: hypnotisierende, repetitive und leicht schief klingende Gitarrenlinien wie die im Intro von «Breath» auf dem 2020er-Album «By the Fire» oder die fast Drohne-artigen Klangfäden – lang anhaltende Töne oder Akkorde, die ineinander verfliessen – auf seinem letzten Album «Screen Time».
Doch Moore experimentiert auch weiterhin: Mit den türkischen Improvisationskünstlern Konstrukt, dem Gitarristen Andy Moor oder Yoko Ono. Zur Roten Fabrik hat Moore anscheinend einen guten Draht. Wenn er in Zürich gastiert, ist es fast immer dort. Das erste Mal trat er notabene 1982 hier auf. Ein bisschen Sonic-Youth-Nostalgie wird an diesem Abend wohl auch über Wollishofen schweben.
Thurston Moore Group, Di, 28.03., Rote Fabrik Clubraum
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