Russlands neuer BefehlshaberEr liess Aleppo bombardieren und übernimmt jetzt in der Ukraine
Russland hat mit Alexander Dwornikow offenbar erstmals im Ukraine-Krieg einen Oberkommandierenden. Er ist ein «Held» von Putins Gnaden – und Spezialist für brutale Belagerungen.

Er gilt als General der alten Schule und «Blut und Boden»-Nationalist. Nun soll Alexander Dwornikow den russischen Truppen in der Ukraine zum Sieg verhelfen. Nach US-Angaben übernimmt der 60-Jährige die Leitung des bislang missglückten Kriegseinsatzes. Die Russen hätten damit erstmals im Ukraine-Krieg einen zentralen Oberkommandierenden. Dwornikow sei bekannt für seine Brutalität gegenüber Zivilisten, kommentierte Jake Sullivan, Joe Bidens Sicherheitsberater, die von den Russen vorerst nicht bestätigte Ernennung. «Wir können mehr davon in der Ukraine erwarten.»
Dwornikow war zuletzt Befehlshaber im südlichen Wehrbezirk Russlands. Zuvor hatte er sich im sowjetischen und im russischen Militär stetig nach oben gearbeitet. Seinen ersten Zug im Militär übernahm er 1982. Internationale Bekanntheit erlangte der Tschetschenien-Veteran, als er im September 2015 zum Syrien-Kommandeur der russischen Truppen wurde.
Die Truppen des Assad-Regimes befanden sich damals in einer schwierigen Lage. Offiziell hiess es, der russische Einsatz diene der Bekämpfung der Terrororganisation Islamischer Staat. Schnell wurde aber klar: Moskau wollte aus strategischen Interessen in erster Linie die syrische Regierung unter Diktator Bashar al-Assad vor einem Sturz bewahren.
Dwornikow errichtete einen Luftwaffenstützpunkt in der Nähe der Nordwestküste und liess mit Bombern Städte und Dörfer in der Rebellenhochburg Idlib auslöschen. Auch der Fall von Aleppo, lange Symbol der Macht der Aufständischen, war im Wesentlichen auf russische Luftangriffe zurückzuführen. Russische Verluste gab es dabei wenige.

Statt auf Häuserkampf setzte Dwornikow auf eine Strategie der «verbrannten Erde». Das heisst auf massive Zerstörung aus der Luft und mit der Artillerie. Rücksicht auf Zivilisten nahm er nicht. Die Russen zerstörten in den belagerten Städten alles, was zum Überleben notwendig ist: Strom- und Wasserversorgung, Krankenhäuser, Lebensmittellager. Das Sterben und Leiden der teils ausgehungerten Zivilbevölkerung sollte auch den Widerstand der Rebellen verringern. Dieses Vorgehen brachte Dwornikow im Westen den martialischen Übernamen «Schlächter von Syrien» ein.
Wladimir Putin wertete sein Kommando zur Unterstützung von Diktator Assad als Erfolg. Dwornikow wurde zum «Helden der Russischen Föderation» ernannt. Also auch für die Kriegsgräuel gegenüber Zivilisten ausgezeichnet.
«Jetzt kommt die Schlacht um den Donbass»
Nun übernimmt Dwornikow in einem Schlüsselmoment des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Dort steht er vor ganz anderen Herausforderungen als in Syrien, wo die Russen die Lufthoheit durchgehend aufrechterhielten und die Rebellen nicht auf Waffenlieferungen im grossen Stil zählen konnten.
Der ukrainische Aussenminister Dmitro Kuleba sagte gegenüber «NBC News»: «Die Ukraine hat den Kampf um Kiew gewonnen. Jetzt kommt eine weitere Schlacht – die Schlacht um den Donbass.» Laut westlichen Beobachtern steht Dwornikow dabei zeitlich unter Druck. Angeblich möchte Putin an der Militärparade zum Weltkriegsende am 9. Mai den Sieg über die Ukraine feiern.

Für den englischen Militärstrategen und Nato-Berater Gwythian Prins ist der personelle Wechsel an der Spitze auch «ein Zeichen russischer Schwäche», wie er der BBC sagte. Russland habe mehrere seiner ranghöchsten Kommandeure in der Ukraine verloren, die ursprüngliche Blitzkriegstrategie sei gescheitert.
Mit dem neuen General hätten die Russen nun einen intelligenten Strategen und Spezialisten für Bombardierungen installiert, um die ukrainische Zivilbevölkerung mit einer Taktik der Zertrümmerung zu terrorisieren. «Dwornikow ist in solchen Dingen sehr gut.»
nlu
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