Zürcher Kameramann im PorträtEr folgte seinem Protagonisten – und kam so um die ganze Welt
Filmemacher Benny Jaberg kam mit Künstler Not Vital nach China, Ägypten und Chile. Dafür gewann er mit «Not Me» den Deutschen Kamerapreis.

«Dieser Mensch ist wahnsinnig rastlos», sagt Benny Jaberg über Not Vital. Der essayistische Dokumentarfilm «Not Me» dreht sich um den Engadiner Künstler, Jaberg führte die Kamera. Das ist nicht einfach, wenn der Porträtierte ständig um die Welt reist. «Einmal machten wir mit ihm in Patagonien ab, aber er war noch auf der Insel Flores in Indonesien.» Wegen eines Vulkanausbruchs auf Bali wurde Vitals Flug verschoben, also fehlte er in einer Szene, die ihn an einem Flugzeugfenster zeigen sollte. Kurzerhand setzte sich der Regisseur des Films einen Hut auf, und mit der entsprechenden Kameraeinstellung ging er als Double durch.
Jaberg, der dieses Jahr 40 wurde, wuchs in Baldingen, Zurzach und Baden auf. Und begann eine Lehre als Dekorationsgestalter. «Dann musste ich in einem Kaufhaus 70 Christbäume schmücken.» Er brach die Lehre ab, ging an die Kanti und schliesslich nach Zürich, wo er an der ZHDK Film studierte. In der Stadt ist er bis heute geblieben.
An der Aufnahmeprüfung zur ZHDK lernte er den Regisseur von «Not Me» kennen, Pascal Hofmann. «Wir beide gaben unsere Übungsaufgabe auf den letzten Drücker ab», so Jaberg. Danach gingen sie ein Bier trinken. «Es sind recht viele Biere geworden.» Bald drehten sie mehrere Filme als Co-Regisseure, daneben realisierte Jaberg eigene Projekte. «The Green Serpent» etwa; die Kurzdoku über die «imaginative Wirkungskraft» von Wodka wurde mit dem Schweizer Filmpreis und dem Kurzfilmpreis der Stadt Winterthur ausgezeichnet. Und Jaberg inszenierte eine Episode des Kollektivwerks «Heimatland». Dazu ergab es sich in den letzten Jahren, dass er auch kleinere Kameraarbeiten übernahm, nicht zuletzt als Brotjob.
Als ihn eine Redaktorin des Rätoromanischen Fernsehens fragte, ob er etwas zum 70. Geburtstag von Not Vital drehen könne, sagte er ab, da er am Drehbuch seines ersten abendfüllenden Spielfilms arbeitete und ihm die Zeit fehlte. Pascal Hofmann sprang ein, stellte allerdings die Bedingung, dass Jaberg zumindest als Kameramann dabei ist. Der gewann dafür den Deutschen Kamerapreis. Die Nachricht erreichte Jaberg in Malaysia, wo er als Mitglied des Kunstkollektivs Still und Dunkel auf Tour war. «Erst war ich irritiert, weil ich gar nicht wusste, dass der Film dafür angemeldet war.» Gefreut hat er sich trotzdem. «Ich bin kein ausgewachsener Kameramann», behauptet er im Video-Statement zur Preisverleihung. «Aber als Filmemacher kann ich meine Finger zugleich nicht von der Kamera lassen.»
«Not Me: A Journey with Not Vital» läuft ab Do 10.6. im Kino
Gregor Schenker ist seit 2012 Filmredaktor im Ressort Zürich Leben. Er hat in Zürich Germanistik, Filmwissenschaft und Psychologie studiert.
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