«Er wird die volle Wucht des Gesetzes zu spüren kriegen»
US-Präsident Obama hat eine gründliche Aufklärung des Amoklaufs eines Soldaten in Afghanistan angekündigt. Die USA würden dafür so viel Effort aufbringen, als handle es sich bei den Toten um die eigenen Kinder.

Nach dem Amoklauf eines US-Soldaten in Afghanistan hat Präsident Barack Obama eine gründliche Untersuchung des Vorfalls angekündigt. Die Ermittlungen würden «den Fakten folgen», egal wohin diese führten, sagte Obama in Washington. Er habe das Verteidigungsministerium angewiesen, der Angelegenheit mit vollem Effort nachzugehen. Wer auch immer für die Tat verantwortlich sei, er werde sich dafür verantworten müssen und werde die volle Wucht des Gesetztes zu spüren bekommen. Laut «Washington Post» bekräftigte der US-Präsident: «Ich habe Afghanistans Präsident Karzai versichert, dass wir den Fall so ernst nehmen, als handle es sich bei den Toten um unsere eigenen Bürger und Kinder.»
Sollte der Verdächtige verurteilt werden, drohe ihm möglicherweise die Todesstrafe, teilte US-Verteidigungsminister Leon Panetta mit. Obama nannte den Amoklauf vom Sonntag einen tragischen Vorfall. Er spiegele jedoch nicht die Wertvorstellungen Amerikas oder der US-Streitkräfte wider.
Angriff der Taliban
Die Lage am Hindukusch bleibt angespannt. Eine hochrangige Regierungsdelegation zur Untersuchung der Bluttat im südafghanischen Distrikt Panjwai geriet am Ort des Amoklaufs unter Beschuss. Beim Angriff während einer Trauerfeier für die Opfer des Blutbads wurden nach offiziellen Angaben ein afghanischer Soldat getötet und ein Zivilist verletzt. In Sicherheitskreisen war sogar von drei Verletzten die Rede. Zu der Delegation gehörten auch zwei Brüder des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, die unverletzt blieben.
Die Taliban bekannten sich zu dem Angriff. Der Polizeichef der Provinz Kandahar sagte, drei Aufständische, die das Feuer aus dem Schutz einer Baumreihe eröffneten, seien getötet worden.
Demonstrationen gegen die USA
Ein US-Soldat hatte in der Nacht zum Sonntag im Distrikt Panjwai nach afghanischen Regierungsangaben 16 Zivilisten ermordet, darunter 9 Kinder. Der Kommandant der Nato-Truppen in Afghanistan, US-General John Allen, betonte, nach bisherigen Ermittlungen müsse man von einem Einzeltäter ausgehen.
Die Wut über das Massaker schlug sich auch in Protesten nieder. In Dschalalabad demonstrierten hunderte Studenten gegen die US-Truppen und riefen «Tod für Amerika». Sie forderten von Karzai, ein mit den USA geplantes Militärabkommen nicht zu unterzeichnen.
Zugleich verlangten die Demonstranten, den mutmasslichen Amokläufer in Afghanistan vor Gericht zu stellen. Sie schlossen sich damit einer Forderung des afghanischen Parlaments vom Montag an.
Dem Täter droht die Todesstrafe
Aus NatoO-Kreisen verlautete, es sei noch unklar, ob der Soldat in den USA oder in Afghanistan angeklagt werde. Wegen eines Abkommens zwischen beiden Staaten wird ihm der Prozess aber in jedem Fall nach amerikanischem Recht gemacht. US-Verteidigungsminister Leon Panetta schloss nicht aus, dass am Ende des Verfahrens die Todesstrafe stehen könnte.
Nach US- und NATO-Angaben handelt es sich bei dem mutmasslichen Täter um einen verheirateten Vater von drei Kindern, der zum ersten Mal in Afghanistan war. Er hatte bereits drei Einsätze im Irak absolviert. Nach Angaben des Pentagons (Verteidigungsministerium) leidet der Soldat unter einem Schädel-Hirn-Trauma.
Obama: Kein verfrühter Truppenabzug
Trotz des Amoklaufs wollen die USA an ihrer Afghanistan-Strategie festhalten. Der Vorfall dürfe die Mission nicht «untergraben», sagte Panetta. Obama sagte einem Fernsehsender, der Truppenabzug aus Afghanistan müsse auf «verantwortungsvolle Art und Weise» erfolgen, um zu verhindern, «dass wir am Ende wieder zurückkehren müssen».
Die Zeitung «New York Times» berichtete hingegen unter Berufung auf Regierungsbeamte, die USA würden seit Wochen den Abzug von mindestens 20'000 Soldaten erwägen. Dagegen gebe es aber heftigen Widerstand von Kommandanten.
Die radikal-islamischen Taliban kündigten Vergeltung für den Amoklauf an. Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid drohte in einer Erklärung, im «Gegenzug für die Ermordung unschuldiger Landsleute» US-Soldaten zu töten und zu enthaupten.
dapd/kpn/wid/bru
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