Eröffnung war halb so «geil»
Der Elektronik-Gigant Saturn hat in Volketswil seine zweite Schweizer Filiale eröffnet. Die Schnäppchenjäger standen Schlange, der Massenandrang blieb aus.
Volketswil - Verkehrschaos. Schlangen vor noch verschlossenen Ladentüren. Aggressive Schnäppchenjäger. Handgreiflichkeiten. Szenen von früheren Saturn-Eröffnungen in Deutschland. Die Geschäftsführung der neuen Niederlassung in Volketswil hat deswegen 40 Sicherheitsleute auf den Plan gerufen. Sie sollen an der Eröffnung um 6 Uhr vor dem Laden und auf den umliegenden Strassen für Ruhe und Ordnung sorgen. Ausnahmsweise stehen die Parkplätze des benachbarten Migros Marktes schon ab 6 Uhr zur Verfügung. Und auch im nahe gelegenen McDonald's stehen die Mitarbeiter für einmal bereits um diese Zeit an der Theke.
Von Männern dominiert
Um 5.35 Uhr fährt das erste Auto von der Industriestrasse in die Tiefgarage des neuen Geschäftshauses ein. Gleichzeitig bauen sich die Sicherheitskräfte hinter den Glastüren auf, die sie vor den ersten Schnäppchenjägern trennen. Ein Knopf im Ohr, in Schwarz gekleidet, treten sie nervös von einem Fuss auf den anderen. Sie scheinen auf alles gefasst zu sein. Die Warteschlange vor der Tür wächst. Sie ist von Männern dominiert, wobei die Leidenschaft für Elektronik vor keiner Generation haltzumachen scheint. Qemal Halili steht zehn Minuten vor Türöffnung in der Poleposition. Der 52-Jährige ist aus Zürich angereist. «Ich bin nicht wegen eines speziellen Produkts hier, ich will mich nur umsehen.» Er hoffe, dass am frühen Morgen weniger Leute kämen als tagsüber.
Kampf der «Hochpreis-Insel»
Als eine der wenigen Frauen hat sich Rosmarie Mathis unter die Wartenden gemischt. Sie führt in Wetzikon ein Restaurant. «Ich bin im Auftrag meiner Gäste hier.» Sie hat eine Einkaufsliste zusammengestellt - Wasserkocher, Handys, Toaster. Geschäfte wie Saturn brächten Ordnung in die hiesige Preispolitik, findet sie. «Sie stürmen die Hochpreis-Insel Schweiz, das ist gut.»
Die Spannung unter den Kunden und die Anspannung der Sicherheitsleute steigt. Es ist so weit. Die Schiebetüren öffnen sich. Nach Basel eröffnet um 6 Uhr die Multimediakette ihren zweiten Schweizer Standort in Volketswil. Eine gefühlte Handvoll Schnäppchenjäger darf eintreten, und Sekunden später treten die Sicherheitsleute wieder vor und gebieten den Frühaufstehern Einhalt - Stau auf der Rolltreppe, die ins deutsche Männerparadies führt. Es ist 6.04 Uhr. Inzwischen ist die Tiefgarage mit den 105 Parkfeldern voll besetzt. Die kommenden Kunden weichen auf den Parkplatz des Migros-Marktes aus. Der alltägliche Morgenverkehr nimmt zu, das Verkehrschaos bleibt aber aus.
Gruppenweise lassen die Wachmänner die Saturn-Kunden passieren. Um 6.15 Uhr ist der Spuk vor der Tür bereits vorbei. Während die Schlange vor dem Gebäude rasch abnimmt, wächst jene an den Kassen des Elektronikladens. 70 Saturn-Mitarbeiter wirbeln durch die Gänge. Auf nahezu jedem der Einkaufswagen steht mindestens ein 40-Zoll-Flachbildfernseher. Wer sich die Zeit nicht nehmen wollte, um einen Wagen zu ergattern, schleppt das Gerät hinter sich her. Ein Mann in Saturnblau zieht ein Palett hinter sich her: «Wo, wo, wo?» Er liefert TV-Nachschub, und kaum hat er seine Last hingestellt, krallen sich die Schnäppchenjäger ihr Objekt der Begierde. Wie viele dieser Geräte noch im Lager stehen will Geschäftsführer Marcel Heller nicht verraten. Qemal Halili schlendert durch die Regale, in der Hand einen Einkaufskorb - leer.
Leer ist um 7 Uhr auch der nahe gelegene McDonald's. Auf dem benachbarten Parkplatz der Migros stehen nur rund 20 Fahrzeuge. Gelangweilt stehen die Sicherheitsleute am Kreisel an der Industriestrasse. Es sei nicht der erste Laden dieser Art in der Region, begründet Geschäftsführer Marcel Heller die ausbleibenden Massen. Das Handgemenge blieb aus. «Dies liegt an der Mentalität der Schweizer. Sie sind weniger aggressiv als die Deutschen.» Bereits um 6 Uhr morgens waren die Kunden auf Schnäppchenjagd. Foto: Christoph Kaminski
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