Erst der Griff nach den Sternen, dann der tiefe Fall
Wo die Wolkenkratzer in den Himmel schiessen, ist die Finanzkrise nicht mehr fern. Dies sagen zumindest die Analysten von Barclays Capital. Stimmt die Theorie, sehen die Aussichten für einige Länder düster aus.
Als das Empire State Building in New York 1931 eröffnet wurde, hatte die Grosse Depression die Welt fest im Griff. Achtzig Jahre später war in Dubai die Immobilienblase geplatzt, kurz bevor das heute höchste Hochhaus der Welt, der Burj Khalifa, fertiggestellt werden konnte. Die Preise hatten um 50 Prozent nachgegeben, und Dubai musste vom Nachbarn Abu Dhabi vor dem Bankrott bewahrt werden.
Zufall? Nicht, wenn es nach den Analysten der Investmentbank Barclays Capital geht. Laut dem jährlich erscheinenden Wolkenkratzerindex des Finanzinstituts besteht nämlich eine enge Verbindung zwischen dem Bauboom von Hochhäusern und einem bevorstehenden Finanzcrash. Die vergangenen 140 Jahre hätten gezeigt, dass der Rausch nach immer höheren Wolkenkratzern stets Vorbote eines Abschwungs war, zitiert der «Guardian» den Bericht.
Bauboom und fallende Preise
Sollten die Analysten von Barclay recht haben, steht insbesondere China und Indien ein baldiger Absturz bevor. In den beiden Boomstaaten werden in den kommenden fünf Jahren 80 der 124 weltweit entstehenden Wolkenkratzer gebaut werden. Offenbar zeigt vor allem China bereits Anzeichen, dass sich die Weissagung von Barclays bewahrheiten könnte. Die grösste vierteljährliche Marktanalyse zeigt, dass das Vertrauen der Immobilienbranche auf den Stand von 2008 gesunken ist. Die Zahl der Verkäufe von Wohnraum ist in den Gebieten Peking und Shanghai um 40 bis 50 Prozent zurückgegangen; die Preise sind um bis zu 20 Prozent eingebrochen.
Laut Andrew Lawrence, welcher bei Barclays Capital für den Bereich Immobilien zuständig ist, zeigt die Tatsache, dass in China gleichzeitig aber besonders abseits der Küstenmetropolen im grossen Stil gebaut wird, dass das Land mitten in einer Blase stecke. Hier macht Lawrence denn auch die Verbindung zwischen dem Hochhaus und der imminenten Krise fest. Geschichtlich gesehen sei der Bau von Wolkenkratzern charakteristisch für Zeiten, in welchen Kredite einfach verfügbar wären, die Preise für Land stiegen und ein exzessiver Optimismus vorherrsche.
Der Knall kommt bald
«Sollte die Geschichte recht haben, dann ist der Bauboom in China und Indien schlicht ein Indikator für die Fehlinvestition von Kapital.» Dementsprechend rechnet Lawrence damit, dass der ausgleichende Knall, das Platzen der Blase, in den nächsten fünf Jahren kommen werde.
Auch Grossbritannien muss sich demnach Sorgen machen: In London entsteht gerade der Shard (Glassplitter). Wird der Wolkenkratzer im Mai eröffnet, wird er mit seinen 310 Metern das höchste Gebäude Westeuropas sein, so «Spiegel online».
Die Analysten von Barclays Capital sind denn auch froh, dass zurzeit kein Land ernsthaft daran denkt, den Rekord des höchsten Gebäudes der Welt knacken zu wollen. «Zum Glück für die Weltwirtschaft ist gerade niemand dabei, ein Gebäude zu bauen, das den Burj Khalifa überholen soll.»
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