Erste Krankenkasse zahlt Pillen aus Indien
Weil Medikamente gegen Hepatitis C teuer und deshalb rationiert sind, besorgen sich Kranke diese in Indien.

Hepatitis-C-Patienten leiden nicht nur unter ihrer Krankheit, sie müssen sich oft auch mit ihren Krankenkassen herumschlagen. Angesichts der extrem hohen Preise für die neuste Generation der Medikamente scheuen Versicherer die Kostenübernahme in der obligatorischen Grundversicherung. Eine Standardtherapie von drei Monaten kann je nach Medikament deutlich mehr als 50'000 Franken kosten, die begleitenden Therapiekosten sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Dabei gibt es mittlerweile einen eleganten Weg, die hohen Kosten massiv zu reduzieren: Man importiert das Medikament via Internet aus Indien, wo es in Lizenzproduktion spottbillig hergestellt wird. Patienten dürfen gemäss Heilmittelgesetz eine Dreimonatsdosis für den Eigengebrauch importieren. Im Netz haben sich mittlerweile Patientenorganisationen organisiert, die den Import abwickeln. Die bekannteste ist der australische FixHepC Buyers Club, der die Quellen der Medikamente überprüft und von der Schweizerischen Hepatitis-Strategie und Arud Zentren für Suchtmedizin empfohlen wird. Mittlerweile haben bereits 50 Schweizer Patienten ihre Medikamente über den Club bezogen.
Concordia übernimmt die Kosten
Einziger Wermutstropfen: Die Patienten müssen die Kosten von 1500 bis 1600 US-Dollar aus der eigenen Tasche finanzieren, weil die Kassen nicht mitmachen. Nun schlägt der Krankenversicherer Concordia eine Bresche: Er trägt in der Zusatzversicherung künftig 50 bis 75 Prozent der Kosten bei Patienten, die ihre Pillen über den Buyers Club beziehen. «Eine Kostenübernahme ist aus medizinischer und finanzieller Sicht sinnvoll», begründet Jürg Vontobel, Mitglied der Concordia-Leitung, den Schritt. Versicherte in schwieriger finanzieller Lage können einen Antrag für die volle Kostenübernahme stellen. Die Mittel dazu sollen laut Vontobel in diesen Fällen einem speziellen Fonds entnommen werden, aus dem auch andere Härtefälle gedeckt würden.
Der Weg über Indien, aber auch Bangladesh ist vor allem für jene Infizierten von grösster Bedeutung, denen der Zugang zu den lebensrettenden Medikamenten in der Schweiz von Amtes wegen verwehrt ist. Ihr Krankheitsgrad entspricht noch nicht den Kriterien, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) beschlossen hat, um die exorbitant hohen Medikamentenkosten im Griff zu behalten. Nur Patienten mit einer fortgeschrittenen Lebererkrankung haben Anrecht darauf, dass ihnen ihre Krankenkasse das Medikament voll vergütet.
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