Erste Pensionskassen stehen vor der Sanierung
Tiefere Renten, höhere Abzüge beim Lohn: Nach dem Börsencrash suchen zahlreiche Pensionskassen nach Wegen, sich zu sanieren.
Das Geld reicht nicht, um alle Renten zu decken. Vor dieser Situation stehen mittlerweile mehrere private Pensionskassen. «Die Zahl der Vorsorgeinstitute nimmt zu, die eine Unterdeckung aufweisen», sagt Erich Peter von der Pensionskassen-Aufsicht im Kanton Zürich. Der Kurssturz von letzter Woche hat die Situation verschärft: Es sei denkbar, dass einige bereits unter 90 Prozent Deckung hätten, so Peter. Mehrere Experten stützen den Befund. Einer sagt: «Jetzt gehen viele auf die 90 Prozent zu.»
Spätestens bei 90 Prozent wird es heikel. Das Gesetz schreibt vor, dass bei einer solchen Deckungslücke zwingend saniert werden muss. Das kann auf verschiedene Weise geschehen:
- Der Arbeitgeber schiesst Geld nach.
- Ein Wohlfahrtsfonds springt in die Bresche.
- Renten für Frühpensionierungen werden gekürzt.
- Die Arbeitnehmer und Arbeitgeber leisten monatlich höhere Abgaben.
- Das Sparkapital wird tiefer verzinst, die künftigen Renten sinken.
Noch ist nichts entschieden. Stichtag ist der 31. Dezember. Doch um die Situation zu retten, bräuchte es «ein mittleres Börsenwunder», wie ein Pensionskassenexperte sagt. Seit Jahresbeginn sank der PK-Index der Credit Suisse um 6,9 Prozent. Die Verluste von letzter Woche sind darin noch nicht einmal enthalten.
«Bei mehreren Industriebetrieben ist man äusserst nervös», berichtet einer, der täglich mit den Pensionskassen in Kontakt steht. Ein anderer Pensionskassenexperte erzählt, zurzeit versuchten mehrere Kassenmanager, sich an der Börse wenigstens gegen weitere Verluste auf den Aktienbeständen abzusichern.
Hinter den Kulissen werden die Sanierungsmassnahmen bereits vorbereitet. Bestehende Rekapitalisierungspläne werden verschärft. Bei neu in Unterdeckung geratenen Instituten sucht man den Rat von Experten. Darüber reden will noch niemand. Laut einem Berater kursiere in der Branche derzeit die Anweisung: keine Meldung verbreiten, keine Panik auslösen. Auch für Verbandspräsident Hanspeter Konrad gibt es «nichts zu dramatisieren», auch wenn der Verband empfiehlt, bereits jetzt allfällige Sanierungsmassnahmen zu prüfen.
Einige Experten sehen die Lage düsterer und vergleichen die Situation bereits mit dem Pensionskassendebakel von 2002/2003. Verschärfend kommt diesmal hinzu, dass nicht nur die Aktienkurse sinken, sondern dass es etwa durch den Konkurs der Bank Lehman auch bei den Obligationen zu Ausfällen kommt. Für die Experten ist klar: In einigen Fällen werden die Arbeitnehmer zur Kasse gebeten oder die Leistungen gekürzt.
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