Über 30 Grad am WochenendeErwartet uns die erste Hitzewelle?
Für das Wochenende werden über 30 Grad erwartet, und es wird schwül. Meteorologen sagen, wie lange die aktuelle Hitze andauern wird und ob das für Mitte Juni aussergewöhnlich ist.

Am Wochenende wird es richtig heiss in der Schweiz. Es soll verbreitet über 30 Grad geben, bestes Badiwetter also. Aber ist das auch bereits eine erste Hitzewelle, wie sie derzeit in Spanien herrscht? Dort werden für diese Woche in Andalusien im Süden des Landes über 40 Grad erwartet, in Madrid dürfte es ebenfalls bis zu 38 Grad heiss werden, dazu gibt es Tropennächte, in denen das Thermometer nicht mehr unter 20 Grad fällt.
Eine solche Hitzephase Mitte Juni ist für Spanien ungewöhnlich, wie der nationale Wetterdienst Aemet mitteilte, und das gilt auch für Frankreich, wo bis Ende Woche ebenfalls bis zu 40 Grad erwartet werden. Weil gleichzeitig auch Trockenheit herrscht, sind viele Französinnen und Franzosen zum Wassersparen aufgerufen, ein Atomkraftwerk drosselte den Betrieb aufgrund des niedrigen Wasserstandes der Rhone. Frankreich und Spanien erlebten zuvor bereits den wärmsten Mai seit Messbeginn.
Was ist für die Schweiz zu erwarten?
Eine Hitze wie in Spanien werde hier natürlich nicht erwartet, wie Michael Eichmann von Meteonews erklärt. Aber: «Auch bei uns steigen die Höchstwerte in den kommenden Tagen bis und mit Wochenende oft in den Bereich von 30 Grad und mehr.» In der Westschweiz könnte es bereits ab Mittwoch einzelne Hitzetage geben, wenn die Temperaturen über 30 Grad steigen. «In der Deutschschweiz wird es mit Temperaturen von rund 33 Grad am Samstag und Sonntag hochsommerlich heiss, in den Tagen zuvor dürften die Tagesmaxima jeweils knapp unter 30 Grad liegen.» Tropennächte seien aber keine zu erwarten.

Im Tessin könnte es diese ab Freitag geben, tagsüber sind gar Rekordwerte möglich, weiss Eichmann: «In der Südschweiz sind am Freitag lokal 35 Grad nicht ausgeschlossen.» Der bisherige Junihöchstwert für das Tessin wurde am 27.6.2019 bei 35,6 Grad in Stabio gemessen.
Mit dem Beginn der neuen Woche sollte die Hitze etwas nachlassen, allerdings stünden die Prognosen für die Tage ab Sonntag noch auf wackligen Beinen, fügt der Meteorologe an. «Unterschiedliche Modelle geben unterschiedliche Outputs», erklärt Eichmann. Und auch die Temperaturangaben bis zum Wochenende seien nur als grobe Richtwerte zu verstehen; so könnten auf der Alpennordseite durchaus auch 35 Grad erreicht werden, falls beispielsweise am Sonntag im Rheintal der Föhn einsetzen würde. «Auch im Rhonetal liegen am Samstag 35 Grad drin», erläutert Eichmann.
Ähnlich erklärt das Daniel Murer vom Bundesamt für Meteorologie Meteo Schweiz. «In den vergangenen Tagen haben die Modelle betreffend der Wetterlage und damit auch der Temperaturverteilung starke Schwankungen gezeigt», sagt der Fachmann des Bundes. Am Sonntag habe die Vorhersage beispielsweise für den Raum Zürich mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent eine Hitzewelle für das nächste Wochenende berechnet. Tags darauf zeigten die neuen Berechnungen gemäss Murer, dass eine Kaltfront in der Nacht auf Montag die Hitze wieder beenden soll. «Die neusten Modellberechnungen von Dienstagvormittag lassen für den Raum Zürich die Hitzewelle wieder über 3 Tage von Samstag bis Montag andauern.» Allerdings gebe es weiterhin Unsicherheiten. Ähnliches gelte für Basel und Bern, sagt Murer.
Ab wann ist es eine Hitzewelle?
Hitzewellen werden unterschiedlich definiert, die Schweizer Wetterfachleute stützen sich aber auf die Definition des Bundesamts für Meteorologie Meteo Schweiz. Dieses hat seit Juni 2021 ein neues Hitzewarnkonzept, welches auf der mittleren Tagestemperatur (Tag-Nacht-Schnitt) beruht und verschiedene Warnstufen aufweist. Eine Hitzewelle ist demnach ab Stufe 3 erreicht, «wenn mindestens drei Tage in Folge eine Tagesmitteltemperatur von 25° C oder höher vorliegt».
«Für eine Warnausgabe muss dazu auch eine gewisse Ausdehnung der Hitzewelle erfüllt sein», erklärt Murer von Meteo Schweiz. Das betroffene Gebiet müsse mindestens etwa 2000 km² umfassen. Ist es nur ein oder zwei Tage lang heiss, spricht das Bundesamt von einer «kurzen Hitzeperiode», das entspricht Warnstufe 2. Warnstufe 4 wird erreicht, wenn die Tagesmitteltemperatur über 27 Grad liegt.
Für die aktuelle Woche gilt von Mittwoch bis Sonntag für einige Regionen im Tessin die Warnstufe 3 der Hitzewelle, der Rest der Schweiz ist grün. Es gibt also noch keine Warnung, da die Temperaturen nachts unter 20 Grad fallen und die Tagesmitteltemperaturen somit unter 25 Grad liegen. Das könnte gemäss Murer aber noch kommen. «Die Warnschwellen werden noch nicht mit genügend Verlässlichkeit erreicht, beziehungsweise überschritten», erklärt der Meteorologe. Es ist durchaus möglich, dass mit neueren Daten eine Warnung vor einer Hitzewelle von Samstag bis Montag für gewisse Regionen in den nächsten Tagen noch folgt.

Meteonews-Fachmann Michael Eichmann liest aus seinen aktuellen Modellen, dass der Tagesdurchschnitt von 25 Grad nur an zwei Tagen knapp erreicht werden sollte, das wäre dann erst eine kurze Hitzeperiode. «Allerdings kann auch damit argumentiert werden, dass aufgrund der hohen Taupunkttemperatur um 16 Grad und den Tagesmaxima von über 30 Grad hitzeempfindliche Personen bereits Probleme bekommen und so eine Hitzewarnung der untersten Stufe durchaus begründbar ist», erklärt Eichmann. Ab einem Taupunkt von 16 Grad ist es schwül.
Vor gesundheitlichen Folgen der Hitze warnt denn auch das Bundesamt für Gesundheit; für einige Menschen kann es unter Umständen gar lebensbedrohlich werden, insbesondere für Ältere, chronische Kranke, Schwangere oder Kleinkinder. Für das BAG gilt eine Hitzewelle, «wenn die Temperatur mehrere Tage lang über 30 Grad hoch ist und sie nachts nicht unter 20 Grad sinkt». Diese klimatische Situation könne ein Gesundheitsrisiko darstellen.

Das BAG hat drei goldene Regeln für Hitzetage definiert:
Körperliche Anstrengungen vermeiden: Die körperliche Aktivität während der heissesten Tageszeit möglichst beschränken und schattige Orte bevorzugen.
Hitze fernhalten – Körper kühlen: Tagsüber Fenster schliessen und Sonne fernhalten (Vorhänge zuziehen, Fensterläden schliessen), nachts lüften. Leichte Kleidung tragen. Körper kühlen mit Duschen, kalten Tüchern auf Stirn und Nacken, kalten Fuss- und Handbädern.
Viel trinken – leicht essen: Regelmässig trinken (mind. 1,5 Liter/Tag), auch ohne Durstgefühl. Kalte, erfrischende Speisen: Früchte, Salate, Gemüse, Milchprodukte. Auf ausreichende Versorgung mit Salz achten.
Ist eine solche Hitzephase aussergewöhnlich?
Grundsätzlich nicht, meint Meteorologe Eichmann. «Temperaturen über 30 Grad sind für den Juni nicht aussergewöhnlich, dennoch liegen sie deutlich über dem langjährigen Klimamittel von 1991–2020.» Für Basel werden beispielsweise in einem durchschnittlichen Juni 3,3 Hitzetage mit über 30 Grad erwartet, für Bern 1,6 und für Zürich 2,5 Hitzetage. Dieses Soll könnte nun Mitte Juni bereits erfüllt werden, mit potenziell mehr Hitzetagen, die folgen könnten.
Die Junirekorde dürften in diesen drei Städten aber zumindest in der aktuellen Phase nicht gebrochen werden. Diese liegen für Basel bei 36,9 Grad (Jahr 1947), für Bern bei 34,4 Grad (2019) und für Zürich bei 35,9 Grad (2003).
Wie oft gab es schon Hitzewellen im Juni?
In den letzten 20 Jahren einige, davor praktisch nie, weiss Fachmann Daniel Murer von Meteo Schweiz. Für den Messtandort Zürich-Fluntern gab es seit 1864 gerade einmal sechs Hitzewellen von mehr als drei Tagen mit über 25 Grad mittlerer Durchschnittstemperatur: 2002, 2003, 2013, 2014, 2017, 2019. In Bern-Zollikofen waren es drei: 1947, 2017, 2019. Und in Basel-Binningen sind es zehn Fälle, auch hier die Mehrheit nach dem Jahr 2000: 1947, 1952, 2002, 2003, 2013, 2014, 2015, 2017, 2019, 2021.
Etwas anders ist die Lage im Tessin, hier gab es schon vor der Jahrtausendwende einige Hitzewellen. Von insgesamt 18 solchen Perioden liegen aber auch im Südkanton deren elf nicht mehr als 20 Jahre zurück.
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