«Es gibt keinen Grund für Optimismus»
Russland zollt dem fallenden Ölpreis und den Sanktionen des Westens Tribut: Der Rubel stürzt erneut ab, erstmals seit fünf Jahren schrumpft die Wirtschaft. Besserung ist nicht in Sicht.

Die anhaltende Schwäche des Ölpreises und die schrumpfende russische Wirtschaft haben den Rubel erneut auf Talfahrt geschickt. Dollar und Euro stiegen in der Spitze um jeweils mehr als 9 Prozent auf 59,005 beziehungsweise 71,99 Rubel.
«Wenn man sich die Entwicklung von Öl und Rubel genau anschaut, müsste beim aktuellen Ölpreis ein Dollar etwa 70 Rubel kosten», sagte David Hauner, Chefökonom für Osteuropa bei Bank of America Merrill Lynch. «In anderen Worten: Im Vergleich zum Ölpreis ist der Rubel zu stark.» Da die russische Notenbank offenbar nicht interveniere, dürfte dieser Kursrutsch nicht überraschen.
Die richtungsweisende Rohölsorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich zwar um 1,2 Prozent auf 60,17 Dollar je Fass, lag damit aber immer noch gut 40 Prozent unter ihrem Niveau vom Sommer.
Bruttoinlandprodukt erstmals gesunken
Das bekommt Russland zu spüren. Im November sank das Bruttoinlandprodukt Russlands binnen Jahresfrist um 0,5 Prozent und damit erstmals seit Oktober 2009, wie das Wirtschaftsministerium mitteilte.
Vor allem die Dienstleister, der Bau und der Agrarsektor schwächelten. Der Konjunktur steht sogar noch ein schärferer Gegenwind bevor. Denn der Ölpreis, der für den Energielieferanten Russland immens wichtig ist, sank im Dezember weiter drastisch. Seit Juni fiel er um rund 50 Prozent. Auch der starke Rubel-Verfall macht der Wirtschaft zu schaffen.
Wirtschaft könnte um vier Prozent schrumpfen
Finanzminister Anton Siluanow hatte jüngst angekündigt, die Wirtschaftsleistung könne nächstes Jahr um vier Prozent schrumpfen, sollte der Ölpreis auf dem aktuellen Niveau von rund 60 Dollar pro Fass bleiben. Es wäre das erste Mal seit 2009, dass die russische Wirtschaft nicht wächst.
Der aktuelle Ölpreis dürfte die Lage weiter verschärfen, sagte auch Russland-Experte Dmitri Polewoi von der ING Bank in Moskau. «Es gibt keinen Grund für Optimismus.» Die Konjunktureintrübung gehe zurück auf die Sanktionen wegen der Ukraine-Krise, den Ölpreis und die Turbulenzen an den Finanzmärkten. «Es wird noch lange dauern, bis der Schaden für das Bankensystem und die Stimmung der Verbraucher behoben sein wird.»
Russlands Banken leiden
Die massive Kapitalflucht infolge der Sanktionen des Westens hatte zu einem Verfall des Rubels geführt. Die russische Zentralbank hat deshalb den Leitzins massiv erhöht, um Anlagen im Land wieder attraktiver zu machen.
Zudem kündigte die Notenbank jüngst an, die mittelgrosse Trust Bank mit bis zu 2,4 Milliarden Dollar vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Auch andere Geldhäuser sind bereits auf staatliche Mittel angewiesen.
Während Russland unter dem niedrigen Ölpreis leidet, profitieren andere Staaten davon. Denn die oft energieintensive Produktion vieler Waren verbilligt sich. Auch Konsumenten haben mehr finanziellen Spielraum, da Heizen und Tanken spürbar günstiger wird.
SDA/rar
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