«Es gibt zu viele Parteien, die das gleiche sagen»
Für Christoph Darbellay ist klar, dass es in der Schweiz zu viele Mitteparteien gibt. Zudem verrät der Walliser, weshalb die CVP im Parlament den besten Leistungsausweis besitzt.

Für CVP-Präsident Christophe Darbellay gibt es in der Schweiz zu viele Parteien. Doch trotz neuer Konkurrenz in der Mitte und trotz Niederlagen in den Kantonen hält die CVP an ihrem Wahlziel fest: Sie will im Nationalrat drei Sitze mehr und im Ständerat die stärkste Kraft bleiben.
«Es gibt zu viele Parteien in der Schweiz», sagte CVP-Präsident Christophe Darbellay im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Während links und rechts eine Flurbereinigung stattgefunden habe, gebe es in der Mitte mit den Grünliberalen (GLP) und der BDP neue Konkurrenz. Obwohl der Kuchen «leider Gottes» nicht grösser werde.
«Wir wollen im Ständerat die Nummer eins bleiben»
Dennoch – und trotz der Wahlschlappen in Zürich und Luzern – soll die CVP zulegen. Darbellay hält an den im Winter formulierten Zielen für die Wahlen fest: «Wir wollen im Nationalrat drei Sitze gewinnen und im Ständerat die Nummer eins bleiben.» Auch an den angestrebten 17 Prozent Wähleranteil wird nicht gerüttelt.
Seine Aussage, es gebe zu viele Parteien, will Darbellay nicht als Kampfansage verstanden wissen. Welche Partei überflüssig wäre, präzisiert er nicht. Nur so viel: «Es gibt zu viele Parteien, die zu 80 Prozent die gleichen Positionen vertreten.»
Deshalb müsse man vor allem inhaltlich zusammenarbeiten, um die Mitte zu stärken. «Nur so bleibt die Schweiz regierbar, erfolgreich und reformfähig.» Ob man dies nun politische Holding oder anders nenne, spiele keine Rolle.
Der Begriff Holding hat in den letzten Wochen als Bezeichnung für eine allfällige CVP-GLP-BDP-Koalition die Runde gemacht. Die CVP würde mit einem solchen Konstrukt von den siegreichen Grünliberalen und der BDP profitieren.
Dies hat der SP den Vorwurf entlockt, es handle sich um eine blosse Lebensversicherung für die CVP. Gar kein Interesse an der Holding zeigt die FDP. Diese musste sich wiederum von Exponenten der CVP anhören, sie grenze sich zu stark von der Mitte ab. Darbellay schlägt nun sanftere Töne an: «Ich habe kein Interesse an einem Krieg mit FDP-Präsident Fulvio Pelli.»
«Weder Misswahl noch Hahnenkampf»
Nach den Niederlagen in den Kantonen und düsteren Wahlprognosen müssen sich die Christlichdemokraten für den Wahlherbst warm anziehen. «Wir müssen jetzt wirklich Gas geben», sagte Darbellay zur SDA.
Die CVP habe in dieser Legislatur den besten Leistungsausweis: 90 Prozent ihrer Ideen kämen im Parlament durch. «Aber wenn das niemand weiss, haben wir ein Problem.» Konkret setzt die Partei im Wahlkampf auf zwei Initiativen, die sie dieses Wochenende an der Delegiertenversammlung lanciert: eine zur Abschaffung der Heiratsstrafe und eine zur Steuerbefreiung von Kinder- und Ausbildungszulagen.
«Der Wahlkampf ist weder eine Misswahl noch ein Hahnenkampf – es geht um die Mitte und um das Wohl der Mittelschicht.» Auch das Thema Atomausstieg will die CVP stärker bearbeiten. «Die Frage ist nicht mehr, ob die Schweiz aussteigen will, sondern wann und wie.» Am Energiesparen führe kein Weg vorbei.
CVP-Bundesrätin Doris Leuthard, die seit letztem November dem Energiedepartement Uvek vorsteht, ist als Befürworterin der Kernenergie bekannt. Auf die Frage, ob auch sie die CVP-Politik eines Atomausstiegs mittragen werde, antwortete Darbellay: «Es ist eine Zumutung einiger Journalisten und linker Politiker, Doris Leuthard als AKW-Lobbyistin darzustellen.» Das sei falsch. «Ich traue ihr zu, dass sie die neue Energiepolitik der Schweiz nach Fukushima hoch kompetent gestalten kann.»
«Nicht jeden Sonntag in die Kirche»
Nicht zur Debatte steht für den Walliser das C im Parteinamen. Sowohl der Historiker Urs Altermatt als auch der zurückgetretene Zürcher Kantonalpräsident Markus Arnold haben in Medienbeiträgen auf die Krux mit dem C hingewiesen. Es halte breitere, nicht-katholische Kreise davon ab, die CVP zu wählen, so der Tenor. Zudem wäre es ein Hindernis für eine allfällige Fusion mit der BDP.
«Das C steht für eine Wertehaltung und steht nicht zur Disposition», entgegnete Darbellay. «Man muss nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen, um das zu leben.» Das C bedeute Eigenverantwortung, Respekt, Solidarität. «Eine erfolgreiche Firma würde auch nie das Logo ändern, weil der Umsatz vorübergehend unter Druck war.»
Walliser Regierung wichtiger als Bundesrat
Was seine persönliche Zukunft anbelangt, schliesst der 40-Jährige «nichts aus». In der Politik könne man seine Karriere jedoch nicht planen: «Ich bin nicht bereit, alles aufs Spiel zu setzen, um Bundesrat zu werden.» Sein grösster Traum sei ein Sitz in der Walliser Regierung. Antreten will er frühestens 2017, die nächsten Wahlen 2013 stünden nicht zur Diskussion. Für die Wahlen 2009 hatte ihn seine Partei nicht nominiert.
Wenn es um das Maskottchen für den Wahlkampf – die Eringer Kampfkuh Lara – geht, kommt der Agrarwissenschaftler und ehemalige Tierärzte-Geschäftsführer Darbellay in Fahrt. Die Kuh sei für ihn das interessanteste Tier. Er verstehe nicht, dass sie als Tier, das mit der Schweizer Identität am stärksten verbunden sei, bisher nie als Maskottchen für eine Politkampagne aufgetaucht sei. In anderen Ländern werbe man auch mit Elefanten oder Bullen.
Zudem sei Lara nicht «irgendeine Kuh», sondern eine Königin. «Sie ist eine Kampfkuh, die symbolisiert: Jetzt gilt es ernst für die CVP, jetzt müssen wir wirklich kämpfen.»
SDA/mrs
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