Neurobiologe im Interview«Es ist höchste Zeit, das Nichtstun aufzuwerten»
Das Arbeitsleben nimmt wieder Fahrt auf. Doch der Neurobiologe Bernd Hufnagl warnt: Wer permanent beschäftigt ist, übersieht leicht das Wesentliche.

Herr Hufnagl, Sie führen seit über 15 Jahren das gleiche Experiment durch und lassen Probanden fünf Minuten lang zum Fenster hinausschauen. 95 Prozent empfinden dies nicht als Entspannung, sondern zeigen Stresssymptome. Wie erklären Sie sich das?
In Indien oder in der Karibik hätten wir vermutlich andere Resultate bekommen, aber hier in Westeuropa hat die Entspannungsfähigkeit in den letzten 15 Jahren massiv abgenommen. Das ist in meinen Augen eine Folge des Excel-Tabellen-Denkens, der Getriebenheit in einer technologiegläubigen, hoch getakteten Welt.