«Es schmeckt fast wie Fleisch»
Er wiegt 142 Gramm und kostet rund 300'000 Franken: Der Labburger. In London wurde heute der erste im Labor erzeugte Hamburger gekocht. Zwei Freiwillige wagten den ersten Biss.
Statt von lebenden Tieren soll Fleisch in Zukunft aus Stammzellen im Labor kommen. Das hofft zumindest eine niederländische Forschergruppe mit prominenten Geldgebern und Unterstützern. Die erste Verkostung war allerdings noch kein geschmacklicher Durchbruch.
Note verbesserungsfähig: Niederländische Wissenschaftler haben zwei freiwilligen Testern den ersten aus Kuh-Stammzellen fabrizierten Burger serviert. Die Konsistenz komme der von Fleisch sehr nahe, sagten die österreichische Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler und der US-Journalist Josh Schonwald nach der Verkostung in London. Am Geschmack des Fleisches aus dem Labor könnte man aber noch arbeiten.
300'000-Franken-Burger
Eine Forschungsgruppe der Universität Maastricht hat fünf Jahre lang an dem rund 300'000 Franken teuren Projekt gearbeitet, das von Google-Mitgründer Sergey Brin finanziert wurde. Ziel ist es, mit der Fleischproduktion im Labor das weltweite Hungerproblem und den Klimawandel abzumildern. Verwendet wurden Muskelzellen von zwei Kühen, die sich dann in einer Nährlösung zu Muskelgewebe entwickelten.
Aus 20'000 so entstandenen Fleischsträngen konnten die Forscher eine 140 Gramm schwere Burgerfrikadelle formen. Die Boulette wurde für den Test mit Salz, Eierpulver, Paniermehl, Saft aus Roten Rüben und Safran gewürzt. Der Geschmack ist aber nach Ansicht von Experten nicht das Wichtigste, denn er kann durch die Verwendung von Fettzellen relativ einfach verändert werden.
«Wie ein normaler Hamburger»
«Ich würde sagen, es ist Fleisch sehr ähnlich», sagte Rützler. «Ich vermisse Salz und Pfeffer». Und Schonwald erklärte: «Durch das Fehlen von Fett ist es sehr mager, aber beim Reinbeissen fühlt es sich an wie ein normaler Hamburger.» Forschungsleiter Mark Post sprach von einem guten Start.
In einem Video zeigte Post der britischen Fernsehstation BBC, wie der Labburger gezüchtet wird.
Bis es Fleisch aus dem Labor auch im Supermarkt um die Ecke zu kaufen gibt, dürfte es allerdings noch Jahre dauern. Am Anfang wird das neu entwickelte Fleisch überdies noch einem Kundenkreis mit dicker Brieftasche vorbehalten sein. «Die ersten Fleischprodukte (aus dem Labor) werden sehr exklusiv sein», sagte Isha Datar von der Organisation New Harvest, die Alternativen für Fleisch fördert.
Peta unterstützt Labburger
Auch die Tierschutzorganisation Peta unterstützt die Forschungen. «Solange es Menschen gibt, die bereit sind, ein Huhn, eine Kuh oder ein Schwein zu töten, um es zu essen, sind wir voll dafür», sagte Peta-Präsidentin Ingrid Newkirk. «Statt der Millionen und Milliarden geschlachteten Tiere könnten wir einfach ein paar Zellen klonen und daraus Burger und Koteletts machen.»
Nach Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wird sich der weltweite Verzehr von Fleisch bis 2050 verdoppeln, weil immer mehr Menschen in ärmeren Ländern es sich leisten können. Bereits jetzt werden 70 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für die Zucht und Ernährung von Schlachtvieh verwendet.
AP/wid
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