Es war kein Fehler im System
Der Angriff auf ein Krankenhaus in Kunduz war einer von vielen, die Zivilisten trafen. Er hat den Amerikanern gezeigt, dass in Afghanistan immer noch Krieg herrscht.
Die Wortwahl verrät vieles. Die Bombardierung des Krankenhauses in Kunduz vergangene Woche ist natürlich «eine Tragödie», so sagte es auch Präsident Barack Obama in einer ersten Stellungnahme. Sie ist vielleicht auch ein «Kriegsverbrechen», wie die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen behauptet, die zwölf ihrer Mitarbeiter verlor und nun eine unabhängige Untersuchung fordert. Ganz sicher aber kam sie nicht überraschend, so wie das aus US-Militärkreisen klang – kein «Fehler im System». Denn wenn man die Tragik beiseiteschiebt, muss man ganz nüchtern feststellen: Ein solches Unglück war zu erwarten, es gab viele davor, und es wird weitere geben, solange sich amerikanische Truppen in diesem Land aufhalten. Auch wenn Obama nur noch aus der Luft angreifen lässt, meist mithilfe ferngesteuerter Drohnen, die man kaum hört und deshalb schnell wieder vergisst: Kriege werden deshalb nicht sauberer.