Ex-Post-Chef unter den Opfern in Burkina Faso
Bei Anschlägen in Ouagadougou sind auch zwei Schweizer ums Leben gekommen. Eines der Opfer ist der frühere Post-Direktor Jean-Noël Rey.
Der frühere Schweizer Post-Direktor Jean-Noël Rey und der ehemalige Walliser Kantonsparlamentarier Georgie Lamon sind unter den 29 Todesopfern der Terroranschläge auf ein Restaurant und ein Luxushotel in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou. Sie waren in Burkina Faso, um die Kantine einer Schule einzuweihen.
Die beiden befanden sich im Restaurant «Cappuccino», wo sie getötet wurden. «Es ist tragisch. Sie hatten viel für dieses Land getan», sagte Danile Bagnoud, Gemeindepräsident von Lens (VS) sowie Neffe von Lamon und Patenkind von Rey. Er bestätigte eine Information, die auf der Website der Walliser Zeitung «Le Nouvelliste» veröffentlicht wurde.
Unter den Opfern waren ausserdem vier Ukrainer, sechs Kanadier, zwei Franzosen, ein Amerikaner, eine Niederländerin und fünf Einheimische, wie die Regierungen ihrer Heimatländer mitteilten. Die Nationalitäten der übrigen sieben Toten waren zunächst nicht bekannt.
Burkhalter verurteilt Anschläge
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bestätigte am Samstagabend den Tod von zwei Schweizern, die sich im Restaurant «Cappuccino» befanden. Aussenminister Didier Burkhalter verurteilte die Anschläge aufs Schärfste und sprach den Angehörigen der Opfer sein tiefes Beileid aus, heisst es in einer Mitteilung.
Das EDA steht im Kontakt mit den Angehörigen der Opfer und unterstützt sie im Rahmen des konsularischen Schutzes. Aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes machte das EDA keine näheren Angaben zur Identität der Getöteten.
In Gedenken an die Opfer des Anschlags werde die Flagge auf dem Bundeshaus am Sonntag und am Montag auf halbmast gesetzt, twitterte Bundesratssprecher André Simonazzi am Sonntag.
176 Menschen gerettet
Bei dem Terror-Angriff auf ein Hotel und das Restaurant «Cappuccino» sind nach neuesten Angaben 29 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Todesopfern sind mindestens 16 Ausländer, viele von ihnen lebten in der Hauptstadt Ouagadougou und waren zum Teil für Hilfsorganisationen tätig. Präsident Roch Marc Christian Kaboré rief eine dreitätige Staatstrauer aus und verurteilte den Anschlag scharf.
«Diese wahrhaft barbarischen Verbrechen gegen unschuldige Menschen haben das Ziel, unser Land und die Institutionen der Republik zu destabilisieren und die Bemühungen zu untergraben, eine demokratische, ruhige und wohlhabende Nation aufzubauen», sagte Kaboré zu Beginn der Staatstrauer. Er versprach, dass in Zukunft mehr Sicherheitskräfte die Strassen von Ouagadougou und die Grenzen des Landes schützen würden.
Französische Experten untersuchen Tatort
Die vier Attentäter, unter ihnen zwei Frauen, waren mit einem Auto mit Nummernschildern aus dem benachbarten Niger gekommen und hatten das Luxushotel «Splendid» und das daneben liegende Café «Cappuccino» angegriffen. Sie nahmen mehr als hundert Menschen als Geiseln. Nach einer mehr als zwölfstündigen Geiselnahme stürmten Truppen das Hotel und töteten die Extremisten. Am Sonntag untersuchen französische Spurenexperten den Anschlagsort.
Nach Angaben von Innenminister Simon Compaoré hätten Sicherheitskräfte 156 Geiseln aus der Gewalt der Attentäter befreit und drei Angreifer getötet. 50 Zivilisten und vier Sicherheitskräfte seien verletzt worden, darunter ein Soldat aus Frankreich.
Hilfe aus Frankreich
An der Erstürmung waren auch französische Spezialkräfte beteiligt, wie der Elysée-Palast in Paris mitteilte. Präsident François Hollande verurteilte den «feigen» Anschlag und sicherte seinem burkinischen Kollegen Roch Marc Christian Kaboré volle Unterstützung zu.
Das auf die Überwachung von islamistischen Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen Site berichtete, Aqmi habe sich im Internet zu dem Angriff bekannt. Dieser sei von der Untergruppe Al-Mourabitoun um den Dschihadisten-Anführer Mokhtar Belmokhtar ausgeführt worden.
Drei Angreifer identifiziert
Die Leichen von drei Angreifern seien identifiziert worden, sagte Compaoré. Die Männer seien «höchstens 26 Jahre alt» gewesen. Berichte, wonach auch zwei Frauen an dem Angriff beteiligt waren, wurden zunächst nicht bestätigt.
Während die Fahndung nach möglichen Komplizen der getöteten Attentäter am Sonntag andauerte, kritisierten Zeugen, dass die Armee mehrere Stunden gebraucht habe, bis sie einsatzbereit gewesen sei.
«Ein Dutzend Leichen»
Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachtete zu Beginn der Attacke drei bewaffnete Männer mit Turbanen. Laut Innenminister Compaoré handelte es sich um einen Araber und zwei Schwarzafrikaner.
Ein Hotelangestellter, der durch ein zerborstenes Fenster fliehen konnte, berichtete: «Es war schrecklich, die Leute lagen auf dem Boden, überall war Blut. Wir hörten die Angreifer, sie schossen auf diejenigen, die noch nicht tot waren.»
Der italienische Betreiber des Cafés war nicht vor Ort und überlebte, seine ukrainische Frau und ihr neunjähriger Sohn wurden hingegen getötet, wie es aus Kiew hiess.
Australisches Paar entführt
Am Samstag vermeldete die Regierung zudem die Entführung von zwei Australiern im Norden des Landes. Der Arzt und seine Frau seien am Freitag in Baraboulé an der Grenze zu Mali entführt worden. Zunächst hatte das Innenministerium die Nationalität des Paares als österreichisch angegeben.
Im vergangenen April war ein Rumäne aus seinem Manganbergwerk im Norden Burkina Fasos verschleppt worden. Zu der Entführung hatte sich damals ebenfalls die Gruppe Al-Mourabitoun bekannte. Im Gegensatz zu den Nachbarstaaten Mali und Niger hatte es in Burkina Faso zuvor keine Entführungen westlicher Bürger gegeben.
Überhaupt war es in Burkina Faso bisher weitgehend friedlich, eine vergleichbare Attacke hat es in Ouagadougou noch nicht gegeben. Im Nachbarland Mali dagegen haben militante Islamisten in den vergangenen Jahren mehrmals westliche Ausländer entführt und Hotels angegriffen. So attackierten am 20. November Bewaffnete ein Hotel in der Hauptstadt Bamako. Dabei wurden 20 Menschen getötet, darunter 14 Ausländer. Auch zu diesem Angriff bekannte sich Aqmi.
AFP/chi
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch